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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



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Vergleich von Theaterrezensionen zu Inszenierungen von Lessings Drama "Nathan der Weise"

  • Theaterstücke sind eigentlich dafür gedacht, auf einer Bühne inszeniert zu werden.
  • Das bedeutet immer auch eine besondere Interpretation - häufig mit aktuellen Bezügen.
  • Erfreulicherweise gibt es sogenannte Theaterkritiker, die die Aufführung meist in einer Zeitung "besprechen", d.h. kritisch vorstellen.
  • Damit ergeben sich auch häufig Anregungen für die Besprechung des Dramas im Unterricht.
  • Im Folgenden zeigen wir, wie man solche Theaterkritiken - auch eine gängige Bezeichnung für diese Zeitungsartikel
  • analysieren,
  • für das eigene Verständnis auswerten und
  • ggf. auch vergleichen kann.

Rezension Nr. 1: Landestheater Tübingen, Stuttgarter Nachrichten vom 5.3.2001

  1. Am Anfang werden der Regisseur (Donald Berkenhoff) sowie der Ort der Inszenierung genannt (Landestheater Tübingen).
  2. Gleich zu Beginn wird ein positiver Akzent gesetzt, wenn von "drei Stunden Hochspannung" die Rede ist.
  3. Dann wird ein Zusammenhang mit den "Schalthebeln der wirtschaftlichen Macht" hergestellt, ohne dass das näher erläutert würde.
  4. Stattdessen wird zunächst einmal präsentiert, was es auch an negativen Inszenierungserfahrungen gibt, die hier aber glücklicherweise nicht stattfinden - eine besondere Form des Lobs:
  5. Als erstes ist da die Gefahr, Lessings Nathan "als dröges Deklamations- oder Tendenzstück" zu präsentieren. Damit ist gemeint, dass nur eine Moral, eine Lehre auf der Bühne präsentiert wird und damit eine bestimmte politische oder weltanschauliche Richtung zu vertreten.
  6. Das wird dann näher konkretisiert als "Forderung nach einer 'von Vorurteilen freien Liebe'. Dies könnte nach Meinung des Verfassers häufig zu einem "krampfhaft aktualisierten Pamphlet gegen Rassismus und Intoleranz verquält" werden. Gemeint ist damit dass das Stück so auf eher primitive Art und Weise und nur mühsam aktualisiert zu einer Art Kampfschrift wird.#
  7. Dann geht es darum, wie sich die Tübinger Theaterinszenierung von solchen Negativbeispielen positiv abhebt: Auch Regisseur Donald Berkenhoff bemühe sich um Aktualisierung, was aber nicht näher beschrieben wird.
  8. Stattdessen wird auf eine eher sparsam agierende Aufführung verwiesen, die "mit Bewegung und Bildern wahrlich geizt". Auch das wird nicht näher ausgeführt.
  9. Dafür wird hervorgehoben, wie die Hauptfigur präsentiert wird. "Kein Sprachrohr aufklärerischer Ideale" - also nicht jemand, der so etwas nur hinaushaut, sondern "eine brüchige und widersprüchliche Figur", was natürlich sehr viel überzeugender und auch anregender wirkt.
  10. Hier kehrt die Rezension wieder zurück zu den eingangs nur angedeuteten "Schalthebeln der wirtschaftlichen Macht", indem die "Ängste des Verfolgten und die Trauer über die beim Pogrom umgebrachte Familie mit väterlicher Zärtlichkeit" als im Widerstreit mit "der ironischen Herablassung des reichen Geschäftsmanns" liegend beschrieben werden. Auch das hätte man sich allerdings genauer ausgeführt gewünscht.
  11. Endlich konkret wird es dann, wenn davon die Rede ist, dass "die Tübinger Aufführung Lessings versöhnlichen Schluss 'allseitiger Umarmungen' verweigert". Das wird dann aber auch wieder nur ohne nähere Ausführung mit den "Weltmärkten" in Verbindung gebracht, wird, auf denen Toleran als Gut "nicht abgesetzt werden" könnte.


Die Rezension selbst ist hier zu finden:
https://www.teachsam.de/deutsch/d_ubausteine/aut_ub/les_ub/les_nathan_ub/les_nathan_ub_6.htm

Rezension Nr. 2: Westfälisches Landestheater, Westfälische Rundschau vom 11.10.2003

  1. Zu Beginn wird auf die Begleitumstände heutiger Religionskriege hingewiesen, bei der am Ende ein älterer Mann "im Business-Outfit" "eine junge Frau behütend in den Arm" zieht.
    [Das soll wohl Nathan sein - und Recha?]
  2. Angeblich verlieren so - nämlich durch eine gewisse Unbestimmtheit - "populäre Wortkonstrukte wie "Achse des Bösen" oder "internationaler Terror" ihre Masken".
    [Die Frage ist doch eher, ob so mit allgemeinen Vorurteilen gespielt wird und die jeweils konkrete Situation ihren Kontext und ihre Besonderheit verliert.]
  3. "Die fanatischen Kontrahenten von einst" bekommen Gesichter und werden "Menschen, die - jeder für sich - auf der Suche nach persönlichem Glück und individueller Wahrheit sind."
    [Man fragt sich, wer denn in Lessings Drama fanatisch ist in seiner Gegnerschaft. Und ob es sich bei ihnen nicht eher um Typen handelt als um besonders stark individualisierte Menschen? Alles dient doch bei Lessing einer übergeordneten Thesen-Demonstration]
  4. Seltsam ist auch die Kombination von "flimmernden Bilder von Terroranschlägen und ausgebombten Straßenzügen" und der Feststellung, die "Kontrahenten dürfen in Glücksmomenten swingen".
    [Da passt doch einiges nicht zusammen.]
  5. Was den Schluss der Rezension angeht:
    "Die Konflikte um Geld, Liebe und Religionen geraten zur zauberhaften Bühnenunterhaltung. Doch die Leichtigkeit hinterlässt Spuren. 'Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten', formuliert der Tempelherr. Was will man dem noch hinzufügen?"
    [So kann man damit auch nicht viel anfangen.]
    Insgesamt eine Rezension, die in dieser Form mehr Probleme beim Leser entstehen lässt als ein ausreichend klares Maß an Information und Einschätzung.


Die Rezension selbst ist hier zu finden:
https://www.teachsam.de/deutsch/d_ubausteine/aut_ub/les_ub/les_nathan_ub/les_nathan_ub_6.htm




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