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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



Lins, "Ich will dich heut nicht sehen"

Bernhard Lins, "Ich will dich heut nicht sehen"


  • Das Gedicht beginnt mit der Überschrift, macht also eine klare Ansage, die das Gegenüber durchaus als verletzend empfinden kann.
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Die 1. Strophe

  • Ja, das lyrische Ich geht sogar noch weiter, wenn es erklärt: "Und sag dir ins Gesicht" - also ganz offen, was verstärkend wirkt.
  • Am Ende der ersten Strophe wird es sogar grundsätzlich, geht weit über die Überschrift hinaus, wenn es heißt: "ich mag dich heute nicht."
  • Hier kann man allenfalls das "heute" noch als Einschränkung heraushören, aber stark abweisend und damit für eine Beziehung potenziell gefährlich bleibt es.


Die 2. Strophe

  • Die zweite Strophe beginnt mit einer Variante des "nicht mögens". Eigentlich ist "nicht riechen" können noch schlimmer, denn dann stimmt was Grundsätzliches nicht, was über Verstandesgrenzen oder Vernunftgründe hinausgeht. Denn das Nicht-riechen-Können verhindert ja Nähe oder macht sie zur Qual.
  • Ziemlich dreist vor dem Hintergrund des Rests des Gedichtes ist die Feststellung "du machst dich nicht beliebt", denn damit wird erstmals die Verantwortung für die Beziehungsstörung dem anderen zugeschoben.
  • Etwas weniger drastisch, vielleicht aber auch nur um Höflichkeit bemüht klingt dann die Aufforderung: "Mach bitte eine Fliege",
  • verbunden mit schon fast einer Drohung: "bevor es Ärger gibt".

 

Die 3. Strophe

  • Die dritte Strophe sucht den Grund und findet ihn aber wieder im Lyrischen Ich,
  • das wird dann noch weiter ausgeführt, indem es sich selbst "schlechte Laune", also nicht normales Gestimmtsein und wohl auch Verhalten zuschreibt.
  • Die Schlusszeile ist dann schon ziemlich versöhnlich, baut eine Brücke zwischen beiden Seiten, die eben beide nicht gemocht werden, wenn auch auf seltsam unterschiedliche Weise.

 

Die 4. Strophe

  • Die vierte Strophe wiederholt zunächst die Abweisung, geht dann aber zur Metakommunikation über, indem es Verständnis zeigt für das Gegenüber.
  • Es folgt eine Entschuldigung, die allerdings von einer problematischen Voraussetzung ausgeht, nämlich von der Vorstellung, man müsse gegenüber dem Partner "lustig sein".

 

Die 5. Strophe

  • Die fünfte Strophe präsentiert dann Versöhnung pur.
  • Es geht gar nicht mehr um die Befindlichkeit des lyrischen Ichs.
  • Stattdessen wird anerkannt, dass auch das Gegenüber mal "schlechte Laune" haben kann
  • und dann werden Verständnis und damit Rücksichtnahme angeboten.
  • Schließlich der Höhepunkt, der fast alles zurücknimmt, was vorher gesagt worden ist, nämlich schon mal die Gewissheit, dass spätestens (!) am Abend wieder alles in Butter ist.



Fazit / Aussage / Bedeutung

  • Insgesamt ein wunderschönes Liebesgedicht, das gerade nicht von einer Idealsituation ausgeht,
  • sondern etwas aufnimmt und positiv bewältigt,
  • was in jeder Beziehung passieren kann.
  • Nämlich, dass eine der beiden Seiten eben gerade mal nicht auf ein Zusammensein eingestellt ist, sondern für sich sein muss und will.
  • Am schönsten ist sicher, dass im Verlauf des Gedichtes schon die Anfangsaggression abgebaut wird und das nicht erst im nachhinein geschieht.
  • Das bedeutet nämlich, dass das Gegenüber einigermaßen entspannt und verständnisvoll abziehen kann - oder es wartet noch etwas, bis es nach dem Gedicht noch ein bisschen weitergeht und das spätestens zu einem "jetzt schon" wird.


Zur Form und zu den sprachlich-künstlerischen Mitteln

  1. Das Gedicht hat einen regelmäßigen Rhythmus und zwar einen dreihebigen Jambus, bei dem nach einer unbetonten Silbe immer eine betonte kommt.
  2. Das gibt dem Ganzen etwas Aufstrebendes, Dynamisches, zunächst ins Negative, später ins Positive.
  3. Einzige Ausnahme: "Doch ich kann heute leider nicht / auf Knopfdruck lustig sein."
    Hier gibt es einen vierhebigen Jambus, was gut zur dritten Zeile passt, weil sich hier so etwas wie Kampf andeutet.
  4. Zugleich hat man hier eindeutig einen Zeilensprung, d.h. ein Satz wird über das Zeilenende fortgeführt. Das hebt zusätzlich hervor, dass sich hier etwas Besonderes abspielt, nämlich der innere Kampf und das Leiden des lyrischen Ichs.
  5. Das Reimschema beginnt mit einem normalen Kreuzreim.
  6. Es folgt ein unreiner Reim, wie es zum Nicht-riechen-Können passt.
  7. In der ersten Strophe ist der Reim in der ersten Zeile genauso einsam wie das, was ausgedrückt wird.
  8. In der vierten und fünften Strophe setzt sich das fort, nur dass es jetzt inhaltlich an die Gegenseite gebunden wird.
  9. Also insgesamt ein sehr durchdachtes Gedicht, bei dem man gut zeigen kann, das Reim und Rhythmus etwas mit dem Inhalt zu tun haben können.

Wer noch mehr möchte

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