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"Der Besuch der alten Dame" - Überblick Inhalt und Zitate

Dürrenmatt, "Der Besuch der alten Dame" - schneller Überblick über den Inhalt und Schlüssel-Textstellen

Im Folgenden geht es um Dürrenmatts "tragische Komödie" "Der Besuch der alten Dame".

Das ist für den schnellen Einstieg oder eine kurze Wiederholung gedacht.

Wir konzentrieren uns deshalb auf den Inhalt und wichtige Textstellen.

Erster Akt

1.      „Das einzige Vergnügen, das wir noch haben: Zügen nachschauen“ (13). Ansonsten ist die Stadt Güllen bankrott und die Bürger müssen von der „Suppenanstalt“ (14) leben.

2.      Umso wichtiger ist die Einsicht: „Die Milliardärin ist unsere einzige Hoffnung“ (18) – denn die ehemalige Mitbürgerin Klara Wäscher ist unendlich reich geworden und will nun ihre Heimatstadt besuchen und sicher nicht in Armut verderben lassen.

3.      Der Bürgermeister sammelt schon mal Infos für die Begrüßungsrede, vor allem ein Gefühl für „Gerechtigkeit“ (19) und „Wohltätigkeit“ (19) haben angeblich in der Jugend dieser Frau eine wichtige Rolle gespielt.

4.      Entscheidend ist aber, was er zu einem bestimmten Bürger sagt: „Sie waren mit ihr befreundet, Ill, da hängt alles von ihnen ab.“ (18). Es gibt da aber eine „unbestimmte Geschichte“ (18), die später die entscheidende Rolle spielen wird. Ill bleibt sehr allgemein: „Das Leben trennte uns, nur das Leben.“ (18)

5.      Als der Zug „Der rasende Roland“ außerplanmäßig hält haben die Bürger von Güllen das Gefühl: „Die Naturgesetze sind aufgehoben.“ (21) Bald zeigt sich auch der Grund: Die Milliardärin hat diesen Zug genommen und einfach die Notbremse gezogen. Der Protest des Zugführers wird mit einer reichen Spende für eine Stiftung zugunsten von Eisenbahnwitwen zum Schweigen gebracht.

6.      Als Claire, so nennt sich jetzt die ehemalige Klara, Ill freundlich begrüßt, ist der sich sicher: „die habe ich im Sack“ (25).

7.      Später macht die „alte Dame“ aber ziemlich viele seltsame Bemerkungen, in denen vorwiegend von „Totenscheinen“ (30) und sogar der Todesstrafe (29) die Rede ist.

8.      Bei einem Treffen nur zwischen Claire und Ill bemüht sich dieser um die Wiedererweckung der alten Liebe, wird aber immer wieder mit der Realität einer Frau mit vielen Verletzungen konfrontiert. Schließlich ruft er aus: „Klara, ist denn überhaupt alles Prothese an dir!“ (40)

9.      Dann der Hammer bei der feierlichen Begrüßungsveranstaltungen: Claire Zachanassian, so heißt die alte Dame nach ihrem wichtigsten, weil reichsten Ehemann: „Ich gebe euch eine Milliarde und kaufe mir dafür die Gerechtigkeit“ (45). Dann wird klar, dass Ill damals seine Geliebte mit ihrer Schwangerschaft hat sitzen lassen. Seine Vaterschaft hat er mit gekauften Zeugen abgestritten. Und jetzt wird Claire ganz deutlich: „Eine Milliarde für Güllen, wenn jemand Alfred Ill tötet.“ (49)

10.    Während der erschrockene Bürgermeister tapfer erklärt: „Lieber bleiben wir arm, denn blutbefleckt“ (50), antwortet die alte Dame ganz cool und selbstsicher: „Ich warte.“ Sie ahnt schon, dass dieser hochmoralische Widerstand nicht lange anhalten wird.


Zweiter Akt

1.      Das Besondere am II. Akt ist, dass die alte Dame das Geschehen immer von ihrem Balkon beobachten kann.

2.      Zunächst geht es um das Frühstück im Hause Ill: Dieser ist sich gegenüber seiner Familie sicher: „Das Städtchen steht zu mir.“ Aber alle haben irgendwie keine Zeit, so dass er schon mal merkt, wie es ist, wenn man ganz alleine da steht.

3.      Im Laden gibt es einen ähnlichen Kontrast: Während Ill zu einem Kunden noch sagt, die Ablehnung des Antrags de alten Dame sei seine „schönste Stunde“ (56) gewesen, muss er anschließend erleben, dass alle teurere Sachen kaufen und bei ihm Schulden machen. Als er dann sieht, dass alle neue gelbe Schuhe tragen, rastet Ill aus und verjagt sie.

4.      Als nächstes geht Ill zum Polizisten und verlangt wegen Bedrohung die Verhaftung der alten Dame. Das wird aber mit der unglaublichen Begründung abgelehnt, die angebotene Summe könne gar nicht „ernst gemeint“ (62)  sein. Als Ill dann auch die gelben Schuhe an den Füßen des Polizisten entdeckt, weiß er, woran er ist.

5.      Als nächstes geht Ill zum Bürgermeister, der auch bereits die gelben Schule trägt. Im Unterschied zum Polizisten bekommt Ill hier auch noch zu hören: „Sie besitzen nicht das moralische Recht, die Verhaftung der Dame zu verlangen, und auch als Bürgermeister kommen Sie nicht in Frage.“ (70) Ansonsten hat der Bürgermeister die örtliche Zeitung schon gebeten, nicht über Ills Fall zu berichten. Damit fällt auch der Schutz der Öffentlichkeit für ihn weg. Angesichts eines neuen Stadtentwicklungsplans an der Wand kann Ill nur noch empört feststellen: „Ihr spekuliert schon mit meinem Tod.“ (72)

6.      Die nächste Station ist der Pfarrer, der ebenfalls schon allerlei angeschafft hat im Vorgriff auf die große Spende der Milliardärin. Er ist aber der einzige, der dann doch beim Läuten der neuen Glockeehrlich wird: Er „wirft sich gegen Ill und umklammert ihn“(75), wie es in der Regieanweisung heißt. Dann gibt er ihm den Rat: „Flieh! Wir sind schwach, Christen und Heiden […] führe uns nicht in Versuchung, indem du bleibst.“ (75/76)

7.      In seiner Verzweiflung wendet sich Ill an Klara und bittet sie, das Ganze als „Komödie“ (78) zu bezeichnen, gemeint ist wohl ein für sie lustiger, aber nicht ernst gemeinter Spaß. Aber er bekommt darauf nur zu hören: „Ich habe zu diktieren. Muß schließlich eine Milliarde transferieren.“ (79)

8.      Ill versucht dann wirklich, die Stadt mit dem nächsten Zug zu verlassen. Er wird aber von Mitbürgern so eingeschlossen, dass er den Plan aufgibt und am Ende feststellt: „Ich bin verloren.“ (85)


Dritter Akt

1.      Der dritte Akt beginnt mit dem Versuch des Lehrers und des Arztes, bei der alten Dame eine Abwandlung ihrer Forderung zu erreichen. Sie müssen dabei erfahren, dass ihr Elend darauf beruht, dass die nach Rache dürstende Milliardärin bereits alles Wertvolle bereits in ihren Besitz gebracht und systematisch heruntergewirtschaftet hat: „Eure Hoffnung war ein Wahn, euer Ausharren sinnlos, eure Aufopferung Dummheit, euer ganzes Leben nutzlos vertan.“ (90) – Auf moralische Vorhaltungen reagiert sie mit: „Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell.“ (91) Das heißt: Alles wird käuflich. Der Lehrer will aber noch nicht aufgeben, sondern das tun, was „uns das Gewissen vorschreibt“. (91)

2.      Im Laden von Ill bedient nur noch die Frau und muss sich allerlei Beschuldigungen gegen ihren Mann anhören, den man daran hindern will, etwas zu seinen Gunsten an die Prese weiterzugeben.

3.      Der Lehrer will tatsächlich an Ills Stelle den ankommenden Journalisten die Wahrheit sagen, wird aber von den anwesenden Güllenern mit Gewalt daran gehindert. Ill taucht auf und beruhigt die Lage. Nach dem Verschwinden der Leute erklärt er dem Lehrer: „Ich kämpfe nicht mehr.“ (102) Der Lehrer erkennt das an, bekennt aber gleichzeitig: „Auch ich werde mitmachen. Ich fühle, wie ich langsam zu einem Mörder werde.“ (103) Er weiß aber auch, „daß auch zu uns einmal eine alte Dame kommen wird, eines Tages, und daß dann mnit uns geschehen wird, was nun mit ihnen geschieht.“ (103).

4.      Der Bürgermeister erscheint und versucht Ill dazu zu bewegen, ihnen die Entscheidung zu ersparen, indem er sich selbst umbringt. Aber Ill sagt: „Ihr könnt mich töten, ich klage nicht, protestiere nicht, wehre mich nicht, aber euer Handeln kann ich euch nicht abnehmen.“ (109) Für den Bürgermeister hat Ill damit die Chance verpasst, „ein halbwegs anständiger Mensch zu werden“ – was wohl eher auf ihn selbst zutrifft.

5.      Ill lässt sich mit der Familie im neuen Wagen seines Sohnes noch einmal durch die wichtigsten Plätze seines Lebens fahren und dann am Konradsweilerwalt absetzen. Dort trifft er seine alte Freundin, die ihm erklärt, was sie mit ihm vorhat: „Ich liebe dich. Du hast mich verraten. Doch den Traum von Leben, von Liebe, von Vertrauen, diesen einst wirklichen Traum habe ich nicht vergessen. Ich will ihn wieder errichten mit meinen Milliarden, die Vergangenheit ändern, indem ich dich vernichte.“ (117) Nach seinem Tod will sie ihn in einem Mausoleum auf Capri immer in ihrer Nähe haben.

6.      Am Ende gibt es eine Bürgerversammlung, auf der der Lehrer eine Rede hält, in der er die Wahrheit verschweigt, ins Pseudomoralische umdreht, was großen Beifall hervorruft. Bezeichnend ist, wie der Radioreporter das kommentiert: „Mutig wurde auf Mißstände allgemeiner Art hingewiesen, auf Ungerechtigkeiten, wie sie ja in jeder Gemeinde vorkommen, überall, wo Menschen sind.“ (122) Ill wird nur noch gefragt, ob er den „Entscheid über Annahme oder Ablehnung der Claire-Zachanassian-Stiftung respektieren werde“, was er bejaht. Dann die die Wirklichkeit verhöhnende Aufforderung: „Wer reinen Herzens die Gerechtigkeit verwirklichen will, erhebe die Hand.“ (124), das Ergebnis wird vom Radioreporter als eine „gewaltige Verschwörung für eine bessere, gerechtere Welt“ (124) bezeichnet. Ein geradezu gotteslästerliches Pseudogebet des Bürgermeisters führt bei Ill zu dem Aufschrei „Mein Gott!“ (125), was die Kamera auf Grund einer Panne nicht aufzeichnet und Ill nun doch nicht für sie noch mal wiederholen will.

7.      Am Ende drängen sich alle um Ill herum, der Pfarrer kann Ill nur versprechen: „Ich werde für Sie beten“, woraufhin Ill überaus treffend anwortet: „Beten Sie für Güllen.“ (128). Nachdem Ill noch vom Polizisten als „Schwein“ bezeichnet und hart angefasst worden ist, kommt es im „Menschenknäuel“ zum Tod Ills – angeblich durch „Herzschlag“ (130), wie der Arzt feststellt.

8.      Es ist die alte Dame, die dem Toten dann einen Teil seiner Würde wiedergibt, als sie bei seinem Anblick erklärt: „Er ist wieder so, wie er war, vor langer Zeit, der schwarze Panther“. (131)


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