Die Ballade "Der Reiter und der Bodensee"

 Der Reiter und der Bodensee.
(mündlich überliebert)
 

Der Reiter reitet durchs helle Tal,
Auf Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.
 
Er trabet im Schweiß durch den kalten Schnee,
Er will noch heut an den Bodensee;
 

Noch heut mit dem Pferd in den sichern Kahn,
Will drüben landen vor Nacht noch an.

• Die ersten drei Doppelzeilen beschreiben die Situation und die Absicht des Reiters.
• Die folgenden Verse schildern dann seinen Ritt, der sich immer weiter von bewohnten Gegenden entfernt.
  
  

Auf schlimmem Weg, über Dorn und Stein,
Er braust auf rüstigem Ross feldein.
 
Aus den Bergen heraus, ins ebene Land,

Da sieht er den Schnee sich dehnen, wie Sand.

Weit hinter ihm schwinden Dorf und Stadt,
Der Weg wird eben, die Bahn wird glatt.
 
In weiter Fläche kein Bühl, kein Haus,
Die Bäume gingen, die Felsen aus;
 

So flieget er hin eine Meil’, und zwei,
Er hört in den Lüften der Schneegans Schrei;
 
Es flattert das Wasserhuhn empor,
Nicht anderen Laut vernimmt sein Ohr;
 
Keinen Wandersmann sein Auge schaut,

Der ihm den rechten Pfad vertraut.

• Hier wird deutlich, wie einsam der Ritter ist und wie wenig er eine Chance hat, sich Rat und Hilfe zu holen.
• Der nächste Doppelvers macht dann deutlich, dass er die Orientierung verliert, nicht genau weiß, wo er ist.
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Fort gehts, wie auf Samt, auf dem weichen Schnee,
Wann rauscht das Wasser, wann glänzt der See?
 
Da bricht der Abend, der frühe, herein:
Von Lichtern blinket ein ferner Schein.

• Aber hier sieht der Reiter wieder sein Ziel und festen Boden.
   
  

Es hebt aus dem Nebel sich Baum an Baum,
Und Hügel schließen den weiten Raum.
 
Er spürt auf dem Boden Stein und Dorn,
Dem Rosse gibt er den scharfen Sporn.
 
Und Hunde bellen empor am Pferd,

Und es winkt im Dorf ihm der warme Herd.

„Willkommen am Fenster, Mägdelein,
An den See, an den See, wie weit mags sein?“

• Hier merkt man, dass der Reiter glaubt, den Bodensee noch vor sich zu haben.
  

 
Die Maid sie staunet den Reiter an:
„Der See liegt hinter dir und der Kahn.

• Ab hier wird der Reiter mit der Wahrheit konfrontiert, was bei ihm Erschrecken auslöst.
   
  

Und deckt’ ihn die Rinde von Eis nicht zu,
Ich spräch’, aus dem Nachen stiegest du.“
 
Der Fremde schaudert, er atmet schwer:
„Dort hinten die Eb’ne, die ritt ich her!“
 
Da recket die Magd die Arm’ in die Höh’:

„Herr Gott! so rittest du über den See:

In den Schlund, an die Tiefe bodenlos,
Hat gepocht des rasenden Hufes Stoß!
 

Und unter dir zürnten die Wasser nicht?
Nicht krachte hinunter die Rinde dicht?
 

Und du wardst nicht die Speise der stummen Brut?
Der hungrigen Hecht’ in der kalten Flut?“
 
Sie rufet das Dorf herbei zu der Mär’,
Es stellen die Knaben sich um ihn her;

• Ab hier geht es um die Reaktion der Leute, die sich nur mitfreuen wollen, aber nicht an den Schrecken denken.

Die Mütter, die Greise, sie sammeln sich:

„Glückseliger Mann, ja, segne du dich!

Herein zum Ofen, zum dampfenden Tisch,
Brich mit uns das Brot und iss vom Fisch!“
 
Der Reiter erstarret auf seinem Pferd,
Er hat nur das erste Wort gehört.

• Ab hier geht es um den Schrecken des Reiters, der ihn natürlich tiefer trifft als die anderen Leute.
• Geschildert wird, wie sehr es ihn mitnimmt und wie er am Ende vor Schrecken tot zusammenbricht.
   
  

Es stocket sein Herz, es sträubt sich sein Haar,
Dicht hinter ihm grins’t noch die grause Gefahr.
 
Es siehet sein Blick nur den gräßlichen Schlund,
Sein Geist versinkt in den schwarzen Grund.
 
Im Ohr ihm donnerts, wie krachend Eis,

Wie die Well’ umrieselt ihn kalter Schweiß.

Da seufzt er, da sinkt er vom Roß herab,
Da ward ihm am Ufer ein trocken Grab.

Versuch, einen "inneren Monolog" einzubauen:

• Einen innerer Monolog gibt es eigentlich nur in erzählenden Texten, weil dort die Gedanken einer Figur präsentiert werden können.
• In einem Drama gibt es das nicht, dort wird direkt ein Monolog gesprochen, häufig "beiseit" - nur zum Publikum.
• In Gedichten gibt es auch keinen inneren Monolog, weil dort sowieso der Sprecher alles sagt, was er sagen will. Es gibt dort in der Regel einen Erzähler - wie auch nicht im Drama.

Eine Ballade ist zwar ein Gedicht, aber eben auch ein erzählender Text, deshalb kann man da durchaus einen inneren Monolog einbauen.

Zum Beispiel hier:

Und Hunde bellen empor am Pferd,

Und es winkt im Dorf ihm der warme Herd.

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Am Fenster wohl ein Mädchen steht,

sie sieht, das auf dem See was geht.

Es ist ein Pferd mit einem Reiter,

Das macht sie überhaupt nicht heiter.

Sie denkt: Wie tief doch der See.

Man sieht ihn gar nicht bei dem Schnee.

Die Magd schaut dann den Reiter an.

sie ist noch ganz in seinem Bann.

Doch dann denkt sie: Ich muss es wagen

und ihm die Wahrheit jetzt wohl sagen.

Er darf nun wirklich solche Sachen

niemals im Leben wieder machen.

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„Willkommen am Fenster, Mägdelein,
An den See, an den See, wie weit mags sein?“

• Hier merkt man, dass der Reiter glaubt, den Bodensee noch vor sich zu haben.
  

 
Die Maid sie staunet den Reiter an:
„Der See liegt hinter dir und der Kahn.

• Ab hier wird der Reiter mit der Wahrheit konfrontiert, was bei ihm Erschrecken auslöst.