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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



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Anmerkungen zum Gedicht "Mein Wanderlied" von Else Lasker-Schüler

Mein Wanderlied

  • Die Überschrift des Gedichtes verbindet zwei Elemente,
  • zum einen das Wandern,
  • zum anderen die eigene Beziehung dazu.
  • Als in der Literaturgeschichte bewanderter Leser fragt man sich, in welcher Beziehung dieses Lied wohl zum Denken und Fühlen der Romantik stehen könnte.
  • Immerhin gehört die Autorin zeitlich ja in die Epoche des Expressionismus.

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(1)
Zwölf Morgenhellen weit

Verschallt der Geist der Mitternacht,

Und meine Lippen haben ausgedacht

In stolzer Linie mit der Ewigkeit.

  • Die erste Strophe beginnt noch einigermaßen verständlich, indem gleich am Anfang auf etwas ungewöhnliche Weise eine Zeitabstand von zwölf Tagen mit der Vorstellung von Strecke verbunden wird.
  • In der zweiten Zeile wird dann das Ergebnis dargestellt, nämlich das Verschwinden dessen, was die Mitternacht bestimmt hat.
  • Interessant ist das Bild des verklingenden Schalls, in dem das ausgedrückt wird.
  • Die zweite Hälfte der Strophe macht dann noch deutlich, dass das lyrische Ich in dieser Nacht über vieles nachgedacht und anscheinend auch gesprochen hat.
  • Die letzte Zeile verstärkt das dann noch: Es ist nicht nur gedacht und gesprochen worden, sondern man ist dabei zu einem Ende gekommen, möglicherweise auch mit einem guten Ergebnis. Dazu würde passen, dass von Stolz die Rede ist.
  • Nicht ganz klar ist was, mit Linie und Ewigkeit gemeint ist. Offensichtlich geht es um wichtige Dinge, die weit über den Tag hinaus reichen. Linie könnte auf Parallelen hindeuten zwischen dem Denken des Lyrischen Ichs und dem, was zur Ewigkeit gehört. Das wäre dann ein sehr hoher Anspruch.

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Torabwärts schreitet das Verflossene,

Indessen meine Seele sich im Glanz der Lösung bricht,

Ihr tausendheißes, weißes Licht

Scheint mir voran ins Ungegossene.

  • Die zweite Strophe nimm den Gedanken des Vergehens noch einmal auf und packt es in das Bild einer Wanderung, bei der anscheinend eine Stadt zurückgelassen wird.
  • Verbunden ist es mit einer Bemerkung über die eigene Seele und die Verstärkung der Hypothese, dass hier eine Lösung erreicht worden ist.
  • Offen bleibt die Frage, was damit gemeint ist, dass die Seele sich in dieser Lösung "bricht". Damit verbindet man ja normalerweise nichts Positives.
  • Der Schluss macht deutlich, dass es hier um nichts Negatives geht, sondern dass das mit positiven Dingen verbunden wird.
  • Das Licht spielt dabei natürlich eine besondere Rolle im Kontrast zur zurückliegenden Nacht.
  • Außerdem zeigt dieses Licht einem den Weg bzw. beleuchtet den Weg zumindest.
  • Interessant ist das Ziel, bei dem man den Eindruck hat, dass es dabei um etwas geht, was noch nicht ausgegossen ist, also noch vorhanden ist und genutzt werden kann.

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Und ich wachse über all Erinnern weit.

So fern Musik ... und zwischen Kampf und Frieden

Steigen meine Blicke hoch wie Pyramiden,

Und sind die Ziele hinter aller Zeit.

  • Die dritte Strophe setz den positiven Trend fort, es geht um wachsen und zwar um eins, das weit über die bisherigen Erlebnisse und die damit verbundene Erinnerung hinausführt.
  • Man hat also hier sehr stark den Eindruck, dass es um etwas Neues geht, das mit Aufbruch und Wandern verbunden ist
  • Nur angedeutet wird, dass vor dem lyrischen Ich Musik liegt, was sicherlich einen positiven Anreiz auslöst.
  • Der Rest der Strophe beschäftigt sich dann noch einmal zusammenfassend mit der Situation des lyrischen Ichs und seinen Zielen.
  • Es ist die Rede von Kampf und Frieden und der Fähigkeit und Bereitschaft, die Blicke nach oben zu richten.
  • Verbunden wird das mit dem Bild die Pyramiden, die ja in besonderer Weise auf die Sterne hindeuten und auch etwas mit Ewigkeit zu tun haben.
  • Interessant, dass am Ende diese Blicke auch zugleich die Ziele sind.
  • Man wird dabei erinnert an landläufige Vorstellungen wie: dass der Weg das Ziel ist.
  • In dem Zusammenhang wird auch noch mal das Bild der Ewigkeit aufgenommen, vielleicht auch eins der Transzendenz, wenn es um das geht, was jenseits aller Zeit liegt.

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  • Insgesamt ein Gedicht,
  • bei dem es wohl vor allem um innere Entwicklung geht.
  • Die ist verbunden mit zurückliegenden, erfolgreich bestandenen Kämpfen,
  • mit Aufbruch und Unterwegssein zu nicht festgelegten Zielen.

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Was die Beziehung zum Expressionismus angeht, so ist passt der Inhalt recht gut zur Romantik, der expressive Sprachstil allerdings passt zu der Epoche, in der das Gedicht entstanden ist (kurz vor dem Ersten Weltkrieg)




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