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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



Ebner-Eschenbach, "Der Vorzugsschüler" - aus einer Novelle eine Kurzgeschichte machen

Ebner-Eschenbach, "Der Vorzugsschüler": Wie man aus einer Novelle eine Kurzgeschichte macht

  • Die 1898 erschienene Novelle "Der Vorzugsschüler" beschreibt das Leben und Leiden eines 13- und dann 14jährigen Jungen, der von seinem Vater gezwungen wird, in der Schule maximale Ziele zu erreichen und darüber zugrundegeht.
  • Die Geschichte ist recht lang geraten und wird deshalb wohl auch selten in der Schule gelesen.
  • Außerdem endet sie in einem Selbstmord - und das ist erstens ein heikles Thema und zum anderen möchte man diese Geschichte gerne anders enden lassen.
  • Deshalb schlagen wir vor, eine kurze Inhaltsangabe zu präsentieren und dann mit den Schülern zusammen zu überlegen, wie man daraus eine Kurzgeschichte machen könnte.
  • Der Vorteil ist, dass dabei tatsächlich ein tieferes Verständnis dafür entwickelt wird, was eine Kurzgeschichte eigentlich ist und wie sie aus einem größeren und in diesem Falle leider negativ abgeschlossenen Erzählkontext herausgelöst werden kann.

Übersicht über die Handlungsschritte der Novelle

  1. Direkter Einstieg wie in einer Kurzgeschichte:
    "Mutter und Sohn saßen einander gegenüber am Tische, der als Arbeits- und Speisetisch diente und dessen eine Hälfte schon für die Abendmahlzeit gedeckt war."
  2. Dann das Problem: Der Junge, Gregor Pfanner, muss in wenigen Monaten einer der besten Schüler seiner Klasse sein, ein Vorzugsschüler, um weiterzukommen.
  3. Der Vater macht den größten Druck, weil er möchte, dass sein Sohn mehr erreicht im Leben als er - und der trifft vor allem die Mutter, was den Sohn am meisten belastet.
  4. Der Junge hat vor allem Probleme in Mathe.
  5. Der Vater, der dann heimkommt, glaubt, dass es nur an der Faulheit des Sohnes liege.
  6. Auch die Mutter hat ein Problem, sie verkauft nämlich heimlich Sachen, um etwas mehr Geld in der Haushaltskasse zu haben, damit der geliebte Junge möglichst gut ernährt wird.
  7. ---
  8. Eine Alternative zu diesem traurigen Leben ergibt sich dadurch, dass der Junge einer Nachtigall zuhören kann, die von einem Nachbarn im Käfig gehalten wird.
  9. Zur Chance wird das, als Gregor von einem Hausierer eine Pfeife erwerben kann, mit der er Nachtigallentöne hervorrufen kann, was ihm auch bald sehr gut gelingt.
  10. Zum Eklat kommt es dann aber, als der Vater das hört und erzürnt die Pfeife aus dem Fenster wirft und seinen Sohn hemmungslos verprügelt.
  11. Danach muss Gregor noch mehr lernen und beugt sich auch diesem Druck.
  12. Aber auch die Mutter bekommt ihr Fett weg, denn ihr Mann bekommt heraus, wie sie an zusätzliches Geld für Einkäufe gekommen ist.
  13. Nach seinem 14. Geburtstag übernimmt Gregor immer mehr die Hoffnungen seines Vaters, die mit ihm verbunden sind, weil er sich jetzt stärker anerkannt fühlt.
  14. Als der Hausierer ihm eine neue Nachtigallenpfeife anbietet, lehnt Gregor stolz ab.
  15. In der Folgezeit wird das Lernen für ihn regelrecht zu einer Raserei.
  16. Als er dann Pepi, einem Mitschüler provoziert wird, fängt er mit ihm eine Prügelei an.
  17. Daraufhin erscheint dessen Vater, der Schlosser Obernberger, und beschwert sich darüber.
  18. Gregor kann allerdings darauf verweisen, dass er provoziert worden sei, was Obernberger auch akzeptiert, der überhaupt für Gregor eine gewisse Sympathie zu haben scheint.
  19. Während diese Geschichte für Gregor wider Erwarten gut ausgegangen ist, wird der Druck, Vorzugsschüler immer größer.
  20. Als es in der Schule drauf ankommt, versagt Gregor plötzlich und verlässt verzweifelt den Unterricht.
  21. Er weiß sich keinen Ausweg mehr und beschließt, in der Donau den Tod zu suchen. Die Angst vor dem Begehen einer Todsünde schiebt er weg, indem er sich einredet, er mache damit seiner Mutter das Leben leichter.
  22. Kurz vor dem Sprung ins Wasser trifft er noch den Hausierer, nimmt gerührt von ihm Abschied, weil er ja auch zu den armen Menschen gehört, und gibt dem überraschten Mann die neuen Schuhe, die ihm sein Vater in Erwartung seines Erfolgs schon mal gekauft hat.
  23. Pfanner, der kurz vor dem Tod seines Sohnes von dessen Direktor schon kritische Worte zu hören bekommen hat, ist froh, als er nach der Beerdigung seines Sohnes von seiner Frau mit den Worten entschuldigt wird, er habe ja nur das Beste für den Sohn gewollt.

Anregung: Umwandlung der Novelle in eine Kurzgeschichte

  • Man könnte diese Inhaltsübersicht Schülern geben
  • und dann mit ihnen überlegen, was als besonderer Moment gewählt werden kann, an dem sich alles entscheidet.
  • Man könnte zum Beispiel die zweite Begegnung mit dem Hausierer nehmen,
  • müsste dann aber etwas einbauen, was Gregor von seinem vaterbezogenen Weg abbringt.
  • Zum Beispiel könnte der Hausierer ihn darauf aufmerksam machen, wie schlecht er zur Zeit aussieht im Vergleich zu dem Glücksmoment, als er ganz plötzlich die Nachtigallenflöte für sich entdeckt und ihr in kürzester Zeit die schönsten Töne entlockt.
  • Er könnte zum Beispiel mit dem Hausierer gemeinsam die Gegend verlassen und gemeinsam mit ihm auftreten.
  • Offen bliebe dann, ob sie gemeinsam klarkommen - auf jeden Fall aber bliebe Gregor der Selbstmord erspart, der die Novelle beschließt.

Anregung: Vergleich mit Storms "Schimmelreiter"

Hier nur schon mal als kurzer Vorab-Verweis:

Während in Ebner-Eschenbachs Novelle ein Vater alles in seinem Sohn unterdrückt, was ihn mit Leben erfüllen und vorwärts bringen könnte, ist das im "Schimmelreiter" in einem wesentlichen Punkt anders.

Zwar ist dort auch ein Bauer nicht gerade glücklich, dass sein Sohn sich mehr mit Mathematik als mit den Kühen und Feldern beschäftigen will. Er schickt ihn auch zu Deicharbeiten, dort aber bleibt Hauke, so heißt der Sohn, bei seinen Ideen, und präsentiert seinem Vater schließlich eine revolutionäre Idee, wie man die Deiche verbessern könnte.

D.h. auch hier erst mal Unverständnis und ein Ablenkmanöver, das aber nicht zur Vernichtung des Jungen führt, sondern dazu, dass er Deichgraf werden und seine Ideen verwirklichen kann.

Wenn er am Ende doch auch umkommt, so hat das Gründe, die wir an anderer Stelle genauer untersuchen werden.


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