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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



galilei-brecht-thema-aussagen-interpretation

Bertolt Brecht, "Leben des Galilei" - Thema, Intention, Interpretationsfragen

Inzwischen gibt es ein Video hierzu:

https://youtu.be/QkKjqovpb84

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Die Dokumentation speichern wir hier in Bildern ab.


Vorläufige Überlegungen und Anmerkungen zu Brechts Drama - aus "Flughöhe 3"



  1. Thema
    Das Thema sollte immer als Fragestellung oder Problem formuliert werden, worauf dann die Intentionalität eine Antwort oder auch mehrere Antworten gibt.
  2. Zu beachten ist, dass es beim Thema durchaus unterschiedliche Ansätze geben, indem unterschiedliche Aspekte akzentuiert werden. Außerdem kann ein Thema natürlich auch aus Teil-Themen bestehen beziehungsweise kann ein Stück mehrere Themen haben.
  3. Bei einem Drama hängt das Thema immer eng zusammen mit dem Konflikt. D.h. eigentlich braucht man nur den Konflikt zu einer Frage zu formulieren, dann hat man das Thema.
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  4. Im Falle von Brechts „Leben des Galilei“ geht es zentral um den Konflikt zwischen der Freiheit der Forschung und dem Umfeld von Macht und Kultur, das die Freiheit behindern bzw. einschränken kann.
  5. In diesem Fall ist es die katholische Kirche, die im Lebensbereich Galileis noch einen großen Einfluss hat, der über die Inquisition bis zum Verbrennen als Ketzer auf dem Scheiterhaufen führen kann.
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  6. Teilthemen
    Besonders das achte Bild macht auf beeindruckende Art und Weise deutlich, dass es bei diesem Konflikt aber auch um die Frage geht, was der Mensch braucht und wie viel man ihm zumuten kann oder auch nicht darf.
  7. Ein Teilthema ist auch, wie man als fortschrittsorientierter Wissenschaftler sich in der Zwangslage einer Unterdrückung bis hin zur Lebensgefahr verhalten kann oder soll.
  8. Ein weiteres Teilthema ist, ob das wissenschaftlich Wahre sich nicht auf Dauer sowieso durchsetzen wird.
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  10. Dramatische Entwicklung
    In einem zweiten Schritt könnte man sich den großen Linien der dramatischen Entwicklung zuwenden und dabei zum Beispiel auch die Frage stellen, inwieweit die Grundstruktur des Dramas von Exposition über Steigerung, Höhe- und Wendepunkt, Verzögerung und positiven oder negativen Schluss auch hier anwendbar ist. Wirklich und vielleicht auch sinnvoll wäre hier eine Art Spannungskurve zwischen Sieg der Freiheit und Sieg der Rechtgläubigkeit. Das ist vielleicht eine ganz gute Formulierung für das, was bei der Kirche gegeben ist, es geht um Glauben und es geht um den richtigen Glauben mit allen entsprechenden Konsequenzen.
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  11. Aussagen des Dramas, Intentionalität
    Was die Intentionalität angeht, so ist das die Beantwortung der Themafrage. Im einzelnen kann das natürlich entsprechend der Formulierung des Themas auch unterschiedlich aussehen. Auf jeden Fall kann es mehrere Antworten auf eine Frage geben. Das sollte differenziert werden.
  12. Wie immer bietet es sich an den Satzanfang
    Das Drama zeigt …
    auf unterschiedliche Art und Weise fortzusetzen.
  13. Das Drama zeigt zum Beispiel den Enthusiasmus eines Wissenschaftlers, der an einer Stelle sogar von einem Laster spricht und schlimme Folgen voraussieht.
  14. Das Drama zeigt auch, dass die Forschung zum einen unterstützt wird durch Bedürfnisse der Wirtschaft, zum anderen aber auch gesteuert in Richtung finanzielle Verwertung.
  15. Demgegenüber stehen die Gegenkräfte der Kirche, bei denen es vor allem einen Großinquisitor gibt, der für den Erhalt und die Durchsetzung des von der Kirche für richtig Gehaltenen Glaubens eintritt, aber durchaus auch politisch Fragen im Auge hat.
  16. Unter ihm gibt es zum einen den kleinen Mönch, der im achten Bild auf beeindruckende Art und Weise sich zum Anwalt der kleinen Leute macht. Denen ist angesichts der schwierigen Lebensumstände nicht mit hochfliegenden Plänen zur Verbesserung des Lebens allgemein dient, sie brauchen etwas, was ihnen das Überleben erleichtert.
  17. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Kirchenfunktionäre, die nichts weiter zu bieten haben als Unverständnis und Spott.
  18. Eine besonders interessante Figur ist der neue Papst, der selbst Wissenschaftler ist und Galilei möglichst viel Freiraum zubilligen will, aber gebremst wird durch den Inquisitor und seine Argumente, aber auch durch eine provozierende Ungeschicklichkeit Galileis.
  19. Nicht vergessen sollte man Clavius, den Hofaastronomen des Papstes, der mit erstaunlicher Freimütigkeit Wahrheit Wahrheit nennt und sich geschickt aus der Affäre zieht, indem er die Folgen dieser Erkenntnis den Theologen überlässt.
  20. Noch in das gesamte Tableau einbeziehen sollte man Ludovico, der vor allen Dingen die Machtinteressen der höheren Schichten vertritt und deshalb die Kirche besonders ernst nimmt und unterstützt.
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  21. Gesamtaussage
    Das Drama zeigt am Ende, dass die Wissenschaft eine Chance hat, wenn es unterschiedliche Räume gibt, die anscheinend ziemlich freien Niederlande, das sehr selbstständige Venedig und eben auch ein Florenz, dass sehr stark unter dem Einfluss der Kirche steht.
  22. Das Drama zeigt auch, dass es nicht immer so laufen muss wie bei Giordano Bruno, sondern dass ein taktischer Rückzug am Ende zum Erfolg führen kann. Der wird aber nur möglich, wenn die andere Seite nicht alle Machtmittel der Kontrolle und Unterdrückung einsetzt. Allerdings spielt natürlich auch die Geschicklichkeit Andreas am Ende eine Rolle, der so die neuesten Schriften Galileis an der Grenzkontrolle vorbeischmuggeln kann.
  23. Das Drama zeigt aber auch einen Gelehrten, der gegenüber der Problematik von Wissenschaft und Glauben keine wirklich überzeugende und konsistente Haltung zeigt. Seine Selbstverurteilung gegenüber Andrea ist selbst dem zu viel und auch in der Sache in keiner Weise begründet. Denn wenn Galilei nicht abgeschworen hätte, wäre es ihm gegangen ist wie Giordano Bruno und wer von den beiden ist heute bekannter? Und wer hat letztlich durch geschicktes Verhalten doch mehr erreicht?!



Einführung in das Video


Entwicklung des dramatischen Konflikts

Wir präsentieren eine vorläufige Übersicht über den dramatischen Verlauf des Konflikts in den erstsen 8 Bildern zunächst als handschriftliche Skizze.


Und nun eine besser lesbare Darstellung


Gesamtschau der der Entwicklung des dramatischen Konflikts (ohne Zuordnung zu den einzelnen Bildern/Szenen)

Die nächste Stufe der Zusammenfassung der dramatischen Entwicklung ist dann eine, die sich von der Zuordnung zu den einzelnen Bildern bzw. Szenen löst.

  1. Ausgangspunkt ist mit Galilei ein Wissenschaftler, der mit dem Fernrohr die Möglichkeit bekommt, die Lehre des Kopernikus im Hinblick das Verhältnis der Sonne, der Erde und der anderen Planeten auf eine neue Grundlage zu stellen, mit der Sonne im Mittelpunkt.
  2. Galilei verlässt, um mehr Geld und Zeit für die Forschung zu bekommen, das einigermaßen sichere Venedig und begibt sich in den Herrschaftsbereich des Großherzogs von Florenz und indirekt damit auch der päpstlichen Inquisition.
  3. In Rom erreicht er beim Hofastronomen des Papstes, Clavius, einen überraschenden Sieg, der von diesem allerdings mit einer kritischen Anmerkungen (nämlich der Weiterleitung des Problems an die Theologen) versehen wird.
  4. Die Theologen um den Großinquisitor herum antworten dann mit einem Dekret, das die Lehre des Kopernikus ablehnt und für Galilei ein klares Verbot aller weiteren Forschungen beinhaltet, die die Lehre der Kirche infrage stellen könnten.
  5. Wie einseitig Galilei das Spannungsverhältnis von Wissenschaftsfreiheit und Rechtgläubigkeit sieht, wird im Gespräch mit dem kleinen Mönch deutlich. Der verweist nämlich zu Recht darauf, dass Menschen nicht nur wissenschaftliche Wahrheit brauchen, sondern auch etwas, das ihnen hilft, das Leben zu ertragen. Galileis Hinweis angesichts der Ungerechtigkeit und des Elends in der Welt auf die Möglichkeit des Zorns und damit der Revolution ist sehr problematisch. Denn so etwas kann viel Blut kosten und der Ausgang und das Ergebnis sind ungewiss. Dass Brecht als Anhänger eines kommunistischen Optimismus das als einzige Möglichkeit sieht, ist sein gutes Recht, bedarf aber der Überprüfung und Diskussion. Büchner war im Drama „Dantons Tod“ zu einem klar negativen Ergebnis gekommen, was die Möglichkeiten und die Folgen einer revolutionären Umwälzung angeht.
  6. Im weiteren Verlauf wird Galilei dann selbst Opfer seiner politischen Naivität. Er beginnt im Vertrauen auf einen neuen, möglicherweise wissenschaftsfreundlicheren Papst wieder mit dem „Erde-um-die-Sonne-Zirkus. Die Auswirkungen zeigen sich beim einfachen Volk aber nur im Karneval und damit im Verbund mit Hohn und Spott für die Herrschenden. Das wiederum führt letztlich dazu, dass der Großherzog Galilei an die Inquisition in Rom ausliefert
  7. Die Hoffnungen auf eine Veränderung der kirchlichen Politik durch den neuen Papst erweist sich als illusorisch, da der im Gespräch mit dem Großinquisitor mit vielen harten Realitäten konfrontiert wird und am Ende auch aus einem Gefühl persönlichen Beleidigtseins zumindest das Zeigen der (Folter-)Instrumente erlaubt.
  8. Der Großinquisitor behält mit seiner Einschätzung recht, dass die Sorge um die eigene körperliche Unversehrtheit bei einem Menschen wie Galilei ausreicht, um den Forderungen der Kirche nachzugeben und zu widerrufen.
  9. Galilei muss eine Art Hausarrest in Kauf nehmen, leistet dabei allerdings zumindest etwas Widerstand, als er weitere Forschungsergebnisse (die sog. „Discorsi“) per Abschrift über seinen ehemaligen Schüler Andrea ins Ausland gelangen lässt.
  10. Der dürfte im Horizont des Stückes bereits Recht haben mit seinem Hinweis auf eine bessere Zukunft. Die historische Realität dat das dann ja auch bestätigt.



Wer noch mehr möchte



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