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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



nathan-der-weise-bedeutung-heute

Welche Bedeutung hat Lessings "Nathan der Weise" heute noch?

  1. Das Drama ist ein Musterbeispiel für die Grundideen der Aufklärung. Das zeigt sich vor allem in der Ringparabel, in der Nathan ganz im Sinne Lessings die "Wahrheit" der Religionen nicht an ihrem Glauben, sondern an ihrer Wirkung misst. Das Wichtigste an den Ringen ist ja, dass sie den Besitzer angenehm machen für andere Menschen - durch Freundlichkeit und gute Werke.
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  2. Hier muss man natürlich feststellen, dass das eine sehr beschränkte Sicht auf Religionen ist. Bei denen geht es ja in erster Linie um ein Glaubensbekenntnis und es gibt auch immer noch Religionen, die ein ewiges Leben nicht nur an guten Taten festmachen, sondern eben in der Anerkennung und Annahme des Glaubensbekenntnisses. Hier lohnt sich vor allem das Gespräch mit Vertretern des heutigen Islam.
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  3. Lessings "Nathan" hat aber auch noch einige andere Dinge zu bieten, die das Drama auch heute noch zu einer lohnenswerten Lektüre machen:
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  • So bemüht sich Nathan, den reinen Wunderglauben Rechas im Hinblick auf den Tempelherrn in eine menschliche Sicht der Dinge zu verwandeln.
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  • Dann ist sein Umgang mit dem arroganten Tempelherrn sicher auch etwas, was man sich als Vorbild nehmen kann.
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  • Aber es geht nicht nur um Nathan, auch der Bettelmönch, der plötzlich zum Finanzminister des Sultans aufsteigt, hat einiges an Erfahrungen im Umgang mit der Macht zu bieten.
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  • Ein Highlight ist natürlich die Ringparabel auch unter der Fragestellung: Wie komme ich aus einer schwierigen Situation heraus. Hier kann man einiges lernen über die Nutzung von Beispielgeschichten (Parabeln), die Erkenntniswiderstände umgehen.
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  • Aber man kann bei Nathan auch einen kritischen Punkt entdecken - und das ist sein Umgang mit Recha, die er ganz an sich bindet und vor allem sogar vom eigenständigen Lesen von Büchern fernhält. Das hat natürlich mit Aufklärung nichts zu tun.
    Auf der folgenden Seite sind wir genauer darauf eingegangen:
    https://www.einfach-gezeigt.de/nathan-und-die-kalten-buchstaben
  • Noch ein Nachtrag: Sehr hilfreich finden wir Nathans Überlegungen zur Frage, wie eigentlich jemand zu seiner Religion kommt. Das bedeutet zum einen Verwurzelung - und es macht wenig Sinn, jemanden da rausreißen zu wollen. Zum anderen relativiert es die Frage auch etwas und ermöglicht mehr Toleranz, wenn man die Religionsfrage mit der jeweiligen persönlichen Geschichte verbindet. (1973ff)
  • "NATHAN.
  • Und nur von Seiten ihrer Gründe nicht. – / Denn gründen alle sich nicht auf Geschichte? / Geschrieben oder überliefert! – Und
  • Geschichte muß doch wohl allein auf Treu / Und Glauben angenommen werden? – Nicht? –
  • Nun wessen Treu und Glauben zieht man denn / Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen? / Doch deren Blut wir sind? doch deren, die / Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe / Gegeben? die uns nie getäuscht, als wo / Getäuscht zu werden uns heilsamer war? –
  • Wie kann ich meinen Vätern weniger, / Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. – / Kann ich von dir verlangen, dass du deine / Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht / Zu widersprechen? Oder umgekehrt.
  • Das nämliche gilt von den Christen. Nicht? –"
    Dazu passt auch, was Recha der übereifrigen Religionsmissonarin Daja ins Stammbuch schreibt ( 1589ff)
    "Doch so viel tröstender /  War mir die Lehre, dass Ergebenheit / In Gott von unserm Wähnen über Gott / So ganz und gar nicht abhängt"
  • Und dann gibt es da die wunderbare Stelle, in der Nathan deutlich macht, dass Gott als Schöpfer auch etwas Nachsicht haben sollte mit seinem Geschöpf, denn das ist ja mit seinen guten wie schlechten Seiten zunächst einmal sein Produkt. Und den sogenannten freien Willen und die Selbstverantwortung sollte man vor dem Hintergrund nicht so hoch hängen :-)


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