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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



Dürrenmatt, "Der Richter und sein Henker" - Wette

Dürrenmatt, "Der Richter und sein Henker" - was hat es mit der Wette auf sich?

Im Folgenden verwenden wir die E-Book-Ausgabe des Romans, die man bei Amazon herunterladen kann.

Dort gibt es insgesamt 119 Seiten.

Wir steigen bei S. 62 ein, im 11. Kapitel. Da kann man sich leicht ausrechnen, wo sich das in anderen Ausgaben befindet.

  1. S. 62/63: Bärlach ist auf dem Weg nach Hause und sieht sich dort plötzlich mit einem Mann konfrontiert, der sich jetzt Gastmann nennt und den er von früher her kennt.
  2. Im Gespräch stellt sich dann heraus, dass sie vor etwa 40 Jahren eine Wette abgeschlossen haben:
  • Die These des späteren Kommissars war,
  • "daß die menschliche Unvollkommenheit,
  • die Tatsache, daß wir die Handlungsweise anderer nie mit Sicherheit vorauszusagen,
  • und daß wir ferner den Zufall, der in alles hineinspielt,
  • nicht in unsere Überlegung einzubauen vermögen,
  • der Grund sei, der die meisten Verbrechen zwangsläufig zu Tage fördern müsse."
  • Sein Gegenüber, der den Weg des besonders intelligenten Kriminellen gewählt hat, meint demgegenüber:
  • "Ich dagegen stellte die These auf,
  • mehr um zu widersprechen als überzeugt,
  • dass gerade die Verworrenheit der menschlichen Beziehungen es möglich mache,
  • Verbrechen zu begehen, die nicht erkannt werden könnten,
  • dass aus diesem Grunde die überaus größte Anzahl der Verbrechen nicht nur ungeahndet, sondern auch ungeahnt seien"
  • Anschließend erinnert man sich gemeinsam an ein Verbrechen, dass dieser Verbrecher nach drei Tagen auch ausgeführt hat - und zwar in Gegenwart des späteren Kommissars und in aller Öffentlichkeit.
  • Er stößt einen Kaufmann auf der Brücke ins Wasser.
  • Bärlach versucht vergeblich, ihn zu retten.
  • Im Prozess kann der Mörder die These vertreten und durchsetzen, dass es Selbstmord gewesen sei - aus wirtschaftlichen Gründen und um der Strafe für einen Betrug zu entgehen.
  • Gastmann verweist dann stolz darauf, dass er dem Verfolger immer einen Schritt voraus gewesen sei.
  • Interessant sein Hinweis auf seine Motivation: "aus Übermut das Gute übend, wenn ich Lust dazu hatte, und wieder aus einer anderen Laune heraus das Schlechte liebend".
  • Er provoziert den Kommissar dann mit dem Hinweis zusätzlich: "Gib es auf, Freund, es hat keinen Sinn. Der Tod wartet auf dich." (Der Kommissar ist ja schwerkrank).
  • Bärlach will aber nicht aufgeben, muss aber feststellen, dass er auch in dieser Situation dem anderen unterlegen ist. Der nimmt nämlich seelenruhig die Beweise mit, die Schmied gesammelt hat.
  • Bärlach wird Opfer seiner Annahme, sein Gegenüber sei auch so klug gewesen, die Patronen aus dem für ihn gefährlichen Revolver des Kommissars herauszunehmen.
  • Später stellt er dann fest, dass sein Gegenüber wohl sogar das mit einkalkuliert hat.
  • Er versucht ihn dann zu verfolgen, bricht aber unter einer Krankheitsattacke zusammen.
  • Insgesamt sicherlich die spannendste Stelle im gesamten Roman.
  • Typisch für Dürrenmatt - man denke an "Die Physiker" - dass er dem Zufall eine alles entscheidende Rolle zuspricht.
  • Das ist natürlich Unsinn: Der Zufall kann einem Kommissar helfen - aber die meisten Verbrechen werden natürlich aufgedeckt, weil man ganz systematisch nach Indizien sucht, ordentlich befragt und die richtigen Schlüsse draus zieht.
  • Sein Gegenüber hat sicher auch unrecht, wenn er behauptet, die meisten Verbrechen blieben unentdeckt, weil gerade die "Verworrenheit der menschlichen Beziehungen" viele Täter schütze.
  • Jeder aktive oder auch pensionierte Kriminalkommissar dürfte wohl genügend Fälle kennen, wo Verbrecher ihre Taten - ohne es zu wissen - genau in dem Schema verüben, das die Polizei schon kennt.
  • Später wird sich dann herausstellen, dass Bärlach tatsächlich Gastmann aus dem Verkehr ziehen kann, aber durch einen Akt der Selbstjustiz, indem er ihn eines Verbrechens überführen will, "das du nicht begangen hast" (S.100).
  • Letztlich schaltet er damit seinen Gegner aus, bevor der die Wette gewinnen kann - was Dürrenmatts Liebe zum Zufall wohl im Sinne hatte.

Wer noch mehr möchte

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