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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



Kronenberg, "Erste Liebe"

Kronenberg, "Erste Liebe": Beispiel für eine Gedichtinterpretation mit Hilfe eines Schreibplans

Ein Schreibplan hilft einem, sich einem Gedicht so zu nähern, dass man am Ende eine gute Interpretation schreiben kann.

Wir wollen das mal am Beispiel eines Liebesgedichtes ausprobieren, das wir zum Beispiel hier gefunden haben:
http://www.gedichte-garten.de/artman/art/beitrag_107.shtml

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  • Erfassung des Inhalts
  • Wichtige Aspekte (Signale) an den Rand schreiben
  • Klärung des Schwerpunktes
  • Auswertung:
  • Entwicklung einer Deutungshypothese
  • Prüfung der Deutungshypothese
  • Abschließende Klärung der Aussage des Gedichtes
  • und der Unterstützung durch künstlerische Mittel
  • sowie schließlich der Bedeutung des Gedichtes für heute (Klärung des Sinns)

Hier kann man sich Tipps und Hilfen zur Erstellung eines Schreibplans zu diesem Gedicht anhören bzw. herunterladen.

Datei herunterladen
  • Erfassung des Inhalts
  • Wichtige Aspekte (Signale) an den Rand schreiben
  • Strophe 1:
    das Unbegreifliche einer Liebe,
  • die in einem brennt (man kennt die "Schmetterlinge im Bauch", die können auch recht groß werden)
  • die groß und heimlich ist (wohl typisch für erste Lieben)
  • Nicht ganz klar ist: "die noch kein zweiter kennt". Am besten versteht man das als Unterstreichen des Besonderen, was bei der ersten Liebe in besonderer Weise als ein-malig empfunden wird.
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  • Strophe 2:
    Schon die Begegnung von Blicken führt zum Zittern der Hand
  • und zum Erröten im Gesicht,
  • wobei die Angst eine große Rolle spielt, dass "man es spürt" - das verstärkt das Signal der Heimlichkeit und der Unerfahrenheit
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  • Strophe 3:
    Heimlichkeit und Angst wecken das Bedürfnis nach Unterdrückung des Liebesgefühls,
  • dem steht der wiederholte Hinweis auf das Brennen im Herzen gegenüber.
  • Neben dem Wunsch nach Unterdrückung des Gefühls steht aber auch das "Entzücken"
  • das man aber auch bändigen möchte. Hier taucht die Frage auf, warum? Wohl deshalb, damit es nicht übermächtig wird - wieder ein Begleitphänomen einer ersten Liebe.
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  • Strophe 4:
    Auch das Berühren der "Saiten" (Bild aus dem Bereich der Musikinstrumente) ist bei der ersten Liebe in besonderer Weise etwas, was man mit gemischten Gefühlen sehen kann. Neben dem "Entzücken" gibt es eben auch das "zitternd" und "erröten".
  • Sehr poetisch ist das Bild, das die Saiten des Instruments sich nicht nur berühren, sondern im Idealfall sich auch "zu zarten Melodien" vereinigen. Auch hier wird wieder eine Besonderheit der ersten Liebe deutlich - noch fernab von jeder Professionalität auf  Grund von vielen Erfahrungen.
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  • Strophe 5:
    Am Ende steht Optimismus, vielleicht aber auch der vorsichtige Hinweis, dass sich auch in der Liebe am Ende nur das durchsetzt, was wirklich etwas bedeutet und auch passt.
  • Auf jeden Fall gehört zu dieser Art von Liebe kein langes Nachdenken, sondern es funktioniert, wenn überhaupt, dann "im Nu".
  • Voraussetzung ist aber "Erfüllung", wenn eben alles passt und nichts mehr zu fehlen scheint.
  • Interessant die Formulierung "Vereinigung im Du". Warum steht da nicht "Wir"? Wahrscheinlich weil zur Liebe gehört, dass der jeweils andere Teil im Vordergrund steht, ja sogar alles ausfüllt.
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  • Klärung des Schwerpunktes
  • Der Schwerpunkt sind - wie der Titel es schon andeutet - die Besonderheiten der ersten Liebe.
  • Das Brennen, das Erröten, das Zittern,
  • die Angst, sich vielleicht zu blamieren oder eine Abfuhr zu bekommen.
  • Das Nebeneinander von "Brennen" und "Entzücken".
  • Die Unmöglichkeit, sich der Gefühlsentwicklung zu entziehen,
  • wenn es gut läuft und zu etwas gemeinsam Neuem führt.
  • Voraussetzung ist aber, dass alles auch gut zusammenpasst.
  • Auswertung:
  • Entwicklung einer Deutungshypothese
  • Hier kann man vom Titel ausgehen und formulieren:
  • Vermutung: Das Gedicht zeigt, was typisch für die erste Liebe ist.
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  • Prüfung der Deutungshypothese
  • Haben wir oben schon gemacht.
  • eine Korrektur ist nicht nötig.
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  • Abschließende Klärung der Aussage des Gedichtes
  • Hier kann man das Gleiche aufführen, was bei Schwerpunkt gesagt worden ist.
  • Das Besondere der Aussage ist ja gerade die Bündelung der Einzelhinweise.
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  • und der Unterstützung durch künstlerische Mittel
  • Gleich am Anfang steht die starke These, dass die erste Liebe ein Gefühl ist, dass man nicht "begreifen" kann.
  • Ein zweites Mittel ist die Zusammenstellung der Signale, dass da etwas Unbegreifliches passiert (Brennen, Zittern, Erröten, auch Angst).
  • Wichtig auch die Wiederholung dessen, was nicht geht (unterdrücken, vermeiden)
  • Dann das starke Bild der sich zu Melodien vereinigenden Saiten.
  • Nachtrag: Wortfeld "behutsam": "zart", "leis"
  • Schlüsselwort: "Erfüllung"
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  • sowie schließlich der Bedeutung des Gedichtes für heute (Klärung des Sinns)
  • Alle, die jemals eine erste Liebe gespürt haben,
  • können das sicher nachvollziehen, was im Gedicht beschrieben wird.
  • Hier muss und kann jeder prüfen, was er noch an zusätzlichen Erfahrungen gemacht oder mitbekommen hat.


Eine schöne Ergänzung ist das Gedicht "Zwei Segel" von Conrad Ferdinand Meyer:

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Nach dem ersten Lesen verstehen wir dieses Gedicht als Präsentation eines Bildes für eine ideale Liebe - und so interpretieren wir es auch :-)

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Zwei Segel erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
Zu ruhiger Flucht!

  • Hier geht es nicht mehr um den Beginn einer Gemeinsamkeit, sondern um ihre fortlaufende Verwirklichung.
  • "Flucht" kann hier verstanden werden als Suche nach einem Ort nur für diese beiden Segel(boote)

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Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
Wird auch das Empfinden
Des andern erregt.

  • Hier wird das Gemeinsame noch stärker in Einzelheiten verdeutlicht.
  • Und zwar geht es sogar um eine Art Gefühlsübertragung, die wohl ohne Verstand oder sprachliche Kommunikation ablaufen kann.

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Begehrt eins zu hasten,
Das andre geht schnell,
Verlangt eins zu rasten,
Ruht auch sein Gesell.

  • Das setzt sich hier noch fort, indem die Harmonie des Bewegungsablaufs anschaulich dargestellt wird.
  • Auch hier wird anscheinend fast automatisch erkannt, was das andere will.
  • Das passt gut zur vollkommenen Erfüllung, die in dem Gedicht oben beschrieben wird.

Wer noch mehr möchte



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