Brecht, "Wenn die Menschen Haifische wären" als Parabel
- Das Schaubild dient hier nur der ersten Orientierung - es wird weiter unten erklärt.
- Eine Parabel ist ja nichts anderes als eine Erzählung, mit der man einen anderen von etwas überzeugen will.
- Deshalb wird in der erfundenen Geschichte (dem sogenannten "Bild-Teil") auf diese Erkenntnis hin gearbeitet.
- Wenn die dann erreicht worden ist, überträgt man sie auf den so genannten Sachteil, um den es eigentlich geht.
- Näheres zu der Grundform der Parabel auf dieser Seite:
https://www.schnell-durchblicken.de/durchblick-auch-in-deutsch/fragen-und-antworten/parabel/
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- Das berühmteste Beispiel ist die Geschichte vom Propheten Nathan aus dem Alten Testament.
- Dort geht es darum, dem König David beizubringen, dass er ein Verbrechen begangen hat.
- Das möchte man ihm nicht direkt selbst so sagen, deshalb erfindet Nathan die Geschichte von einem reichen Mann, der einem armen Mann sein einziges Schaf weggenommen wird.
- Als der König dann genügend empört ist, bekommt er vom Propheten zu hören: Du bist der Mann.
- D.h. König David wird gezwungen, die Erkenntnis, die er in Bezug auf einen anderen mal eben locker formuliert hat, nun auf sich selbst zu übertragen.
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- Bertolt Brecht macht das in seiner Geschichte ein bisschen anders.
- Er formuliert am Anfang die These, dass die Haifische in einem solchen Fall sich scheinbar nett verhalten würden.
- Das wird dann an ganz vielen Beispielen ausgeführt.
- Am Endergebnis, dass die kleinen Fische aber gefressen werden sollen, ändert sich überhaupt nichts.
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- In dieser Beispielerzählung von den Haifischen, die Menschen wären,
- wird das Verhalten der Menschen eigentlich aufs Korn genommen, aber eben den Haifischen zugeordnet.
- D.h. der Leser die Geschichte erkennt sehr schnell, dass die Haiische dann etwas tun würden, was die Menschen jetzt schon tun. Der einzige Unterschied zwischen den Haifischen und den Menschen besteht also darin, dass die Haifische ihre Opfer schnell töten und verschlingen, während die Menschen sich viele Methoden ausgedacht haben, um dieses Töten und Verschlingen für sie (die Menschen) angenehmer zu gestalten.
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- Insgesamt ist dies also keine normale Parabel wie beim Propheten Nathan,
- wo die Erkenntnis erst am Ende plötzlich und überraschend auftaucht,
- sondern hier wird die Erkenntnis eigentlich in viele kleine Beispieleinsichten aufgespalten.
- Erst am Ende wird dann deutlich gemacht, dass es mit der so genannten Kultur der Menschen nicht weit her ist.
- Von daher könnte man auch die These vertreten, dass es sich hier eher um eine Satire handelt, die aber Parabel-Elemente enthält, nämlich die Verlagerung des Problems erst mal in einen anderen Bereich.