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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



Schiller, "Das Geheimnis" - ein Ausflug in die Romantik?

Schillers Gedicht "Das Geheimnis" - ein Ausflug in die Romantik?

Friedrich Schiller

 

Das Geheimnis

  • Die Überschrift ist relativ allgemein gehalten, deutet aber an, dass es um etwas ganz Bestimmtes geht, das nicht jedem klar ist oder sogar im Verborgenen bleibt bzw. bleiben muss.

 

(1)

Sie konnte mir kein Wörtchen sagen,

Zu viele Lauscher waren wach,

Den Blick nur durft ich schüchtern fragen,

Und wohl verstand ich, was er sprach.

  • Das Gedicht vermittelt am Anfang den Eindruck, dass ein möglicherweise männliches Ich es bedauert, dass eine mögliche Geliebte ihm nicht das sagen kann, was sie möglicherweise gerne gesagt hätte, weil zu viele Leute zuhören.
  • Auch die dritte Zeile ist vor diesem Hintergrund verständlich, denn sie erweckt den Eindruck, dass auch das lyrische Ich sich jetzt mit irgendwelchen Liebesbekundungen zurückhält und als Ausweg versucht, den Blick des Gegenübers zu deuten.
  • In der letzten Zeile mach das lyrische Ich deutlich, dass auch diese Ebene der Kommunikation ausreichend viel hergibt.

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Leis komm ich her in deine Stille,

Du schön belaubtes Buchenzelt,

Verbirg in deiner grünen Hülle

Die Liebenden dem Aug der Welt.

  • In der zweiten Hälfte der Strophen gibt es eine Art Ersatzkommunikation. Denn das lyrische Ich wendet sich jetzt an seine Umgebung. Dabei handelt es sich wohl um einen Buchenwald, der als Zelt begriffen wird, als ein Ort eines zumindest minimalen Schutzes.
  • Passend dazu ist dann auch der Wunsch in den letzten beiden Zeilen, hier mit der geliebten Person geschützt zu sein und zwar vor der Welt. D.h. alles, was draußen ist, wird anscheinend als Gefahr oder Bedrohung für die Gemeinsamkeit der beiden empfunden.
  • Man kann sicherlich verstehen, wenn man als Leser hier ein bisschen an romantische Motive erinnert wird, vor allem an die Distanz zur Welt und die Geborgenheit der Natur und besonders des Waldes.




(2)

Von ferne mit verworrnem Sausen

Arbeitet der geschäftge Tag,

  • Zu der romantischen Grundhaltung passt auch die Formulierung der „geschäftge Tag“. Denn auch in romantischen Gedichten gibt es oft diesen Gegensatz zwischen dem Tag der Betriebsamkeit und der Nacht der Ruhe und gegebenenfalls auch Verarbeitung all dessen, was man am Tag erlebt hat.
  • Dazu passt auf jeden Fall die Vorstellung von „verworrnem Sausen“, also einer Verbindung von Geschwindigkeit und Verlust an Klarheit.

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Und durch der Stimmen hohles Brausen

Erkenn ich schwerer Hämmer Schlag.

So sauer ringt die kargen Lose

Der Mensch dem harten Himmel ab,

  • Es folgt ein konkretes Beispiel für die Geschäftigkeit des Tages. Das wird verbunden mit einem gewissen Mitgefühl mit den Menschen, die so hart arbeiten müssen und dafür wenig bekommen.
  • Interessant ist hierbei, dass die Schuld dafür nicht bei irgendwelchen Menschen gesucht wird, sondern es dem Himmel zugeordnet wird, also einer Art natürlicher, vielleicht sogar göttlicher Gegebenheit

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Doch leicht erworben, aus dem Schoße

Der Götter fällt das Glück herab.

  • Die letzten beiden Zeilen stellen der Welt der Geschäftigkeit und vielleicht auch des Leidens eine heitere gegenüber, nämlich dieses Glückes.
  • Interessant, wenn nicht sogar ein bisschen gewagt ist die Vorstellung, dass dieses Glück leicht erworben werden kann und gewissermaßen herabfällt, einem mit den Schoß fällt.

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(3)

Dass ja die Menschen nie es hören,

Wie treue Lieb uns still beglückt!

  • Zu Beginn der dritten Strophe gibt es eine seltsame Abgrenzung zwischen dem anscheinend leicht glücklich zu machenden lyrischen Ich und den anderen Menschen.
  • Denen wird einfach abgesprochen, dass sie auch so etwas wie das Glück einer treuen Liebe erfahren können und es auch zu würdigen wissen.

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Sie können nur die Freude stören,

Weil Freude nie sie selbst entzückt.

Die Welt wird nie das Glück erlauben,

Als Beute wird es nur gehascht,

Entwenden musst dus oder rauben,

Eh dich die Missgunst überrascht.

  • Der angeblichen Undvernunft der anderen wird noch hinzugefügt, dass sie auch nichts anderes im Sinn haben als die wenigen Glücklichen in ihrem Glück zu stören.
  • Glück im normalen Sinne wird als unmöglich bezeichnet, stattdessen wird eine andere Glückserwerbsvariante vorgestellt, nämlich die des Diebstahls oder gar des Raubes.
  • Beim Schluss ist nicht ganz klar, ob sich das auf beide Glücksvarianten bezieht. Auf jeden Fall wird der Eindruck erweckt, man müsse sein Glück möglichst heimlich halten, bevor so etwas wie Missgunst darüber herfällt, also das Nicht-Gönnen und vielleicht Wegnehmen-Wollen.
  • Diese Überlegungen machen natürlich deutlich, was hinter dem Anfang der ersten Strophe steht, nämlich nicht nur die Angst entdeckt zu werden, sonden auch einer Situation ausgesetzt zu sein, in der einem das eigene Glück nicht gegönnt und vielleicht sogar geraubt wird.


(4) Leis auf den Zehen kommts geschlichen,

Die Stille liebt es und die Nacht,

Mit schnellen Füßen ists entwichen,

Wo des Verräters Auge wacht.

  • Die letzte Strophe macht noch mal deutlich, was das Besondere am Glück ist. Nämlich das Leise, das Schleichen und die Nacht. Das ist wohl eine angepasste Verhaltensweise, um nicht den Gefahren ausgesetzt zu werden, die vorher beschrieben worden sind.
  • Ergänzt wird das um die Beschreibung der Verhaltensweise, wenn das Glück in Gefahr gerät. Dann ist es offensichtlich in der Lage schnell zu fliehen. Unklar bleibt, ob dieses Glück dann damit verschwindet oder bei passender Gelegenheit wiederkommt.

O schlinge dich, du sanfte Quelle,

Ein breiter Strom um uns herum,

Und drohend mit empörter Welle

Verteidige dies Heiligtum!

  • Die zweite Hälfte der letzten Strophe beginnt dann mit meine Bitte des lyrischen Ichs an eine nicht näher beschriebene sanfte Quelle (wohl des Glücks).
  • Das lyrische Ich sieht wohl eine Möglichkeit der Verteidigung des Glückes einfach durch schiere Größe.
  • Verbunden wird das mit einer fast schon aggressiven Bitte um die Verteidigung eines solchen Heiligtums. Gemeint ist ganz offensichtlich das Glück, das ja schon vorher über die Götter in den Bezirk des Heiligen hineingehoben worden ist.

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  • Insgesamt beginnt das Gedicht mit einer Situation der Liebe, geht dann anschließend aber nicht mehr genau darauf ein, sondern wendet sich dem Phänomen des Glücks ganz allgemein zu.
  • Kritisch anmerken kann man sicherlich, dass diese Allgemeinheit und auch das Pauschale eine große Schwäche dieses Gedichtes sind.
  • Über die einzelnen Aspekte lohnt es sich allerdings durchaus nachdenken, etwa die Schutzbedürftigkeit des Glücks.
  • Interessant ist sicherlich auch die These von der Leichtigkeit, mit der einem das Glück zufällt. Da gibt es sicherlich vielfältige Erfahrungen, die zeigen, dass das Glück auch etwas sein können, was man sich erarbeiten oder gar erleiden muss.
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  •  Spannend bleibt die Frage, inwieweit sich Schiller, der Dichter vor allem der Ideen, hier auch den Gefühlswelten der Romantik annähert.
  • Da ist an sich schon mal das Geheimnis.
  • Dazu kommt die Abgrenzung von der Welt
  • und der Schutzraum des Waldes.




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