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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



Heine, "Doktrin"

Heine, "Doktrin" - oder: Wie man ein solches Gedicht "erläutert" und "auswertet"

Heinrich Heine


Doktrin.


Schlage die Trommel und fürchte dich nicht,

Und küsse die Marketenderin!

Das ist die ganze Wissenschaft,

Das ist der Bücher tiefster Sinn.

Das lyrische Ich geht offensichtlich von einer Kriegssituation aus, in der eben auch eine Trommel eine Rolle spielt.

  • Der entsprechende Soldat wird aufgefordert, mutig die Trommel zu schlagen, es wird also von einer Gefahrensituation ausgegangen.
  • Zu dieser Situation gehört aber auch die andere Seite des Soldatenlebens, nämlich der lockere Umgang mit den Frauen, die Soldaten versorgen.
  • Die zweite Hälfte der ersten Strophe macht dann deutlich, dass der Krieg, der Trommler und die Marketenderin nur Bestandteile eines Bildes sind, das auf Menschen übertragen wird, die mit Wissenschaft und Büchern zu tun haben. Man kann sicher hypothetisch davon ausgehen, dass Heine sich hier selbst meint.

 

Trommle die Leute aus dem Schlaf,

Trommle Reveille mit Jugendkraft,

Marschire trommelnd immer voran,

Das ist die ganze Wissenschaft.

  • Die zweite Strophe weitet das Bild noch um eine weitere Zeile aus, es geht neben dem Mut um Jugendkraft und darum, eine Art Avantgarde zu sein, also den anderen voranzumarschieren.
  • Wieder aufgenommen in der letzten Zeile wird die Übertragung auf den anderen Bereich der Wissenschaft und vielleicht, wie angenommen, auch auf die Literatur.
  • Wenn die allerdings eine Rolle spielt, dann wird offensichtlich eher wohl auch - passend zu einer Art geistigem Krieg - Literatur in Aktion gedacht.

Das ist die Hegel'sche Philosophie,

Das ist der Bücher tiefster Sinn!

  • Die dritte Strophe bezieht sich dann auf einen der bekanntesten und berühmtesten Philosophen der Zeit Heines, nämlich Hegel.
  • Vor dem Hintergrund der wieder aufgenommenen letzten Zeile geht es hier wohl darum, sich entweder der Autorität des großen Philosophen zu versichern, oder aber Heine spielt hier auf etwas an, was Karl Marx ja dann im Hinblick auf Hegel für seine eigene Weltanschauung genutzt hat. Allerdings hat Max den eher konservativen Hegel „vom Kopf auf die Füße“ gestellt, was sicherlich Heine gut gefallen hat/hätte. Gemeint war damit, dass nicht der Geist, der Überbau entscheidend ist für den Fortschritt der Menschheit, sondern die soziale und ökonomische Basis.

Ich hab' sie begriffen, weil ich gescheit,

Und weil ich ein guter Tambour bin.

  • Am Ende bezieht sich das lyrische Ich ganz eindeutig selbst mit ein und stellt von sich selbst fest, dass er selbst all das, was er vorher operativ vorgestellt hat, schon begriffen hat.
  • Wenn das lyrische Ich sich selbst als gescheit bezeichnet, ist das wohl weniger eine Frage des Selbstlobs als des Hinweises, dass es sich hier um reine Vernunft beziehungsweise Rationalität handelt.
  • Die letzte Zeile macht dann das Selbstverständnis des lyrischen Ichs, hier wohl weitgehend gleichzusetzen mit Heine, deutlich. Er versteht sich also als eine Art Lautsprecher oder besser Laut-Trommler der Vernunft wohl im Sinne des Fortschritts.

 

Das Gedicht zeigt

  1. Dass es von einer Kampfsituation ausgeht, die sich wohl auf gesellschaftliche Konflikte und vorrevolutionären Zustände bezieht,
  2. Dass es der Wissenschaft und den Büchern, hier ist für die Literatur einzubeziehen, dabei eine große Vorkämpfer-Rolle zuschreibt
  3. Dass das lyrische Ich und damit Heine sich selbst als Trommler versteht, der möglicherweise auch Angst oder Befürchtung hat, aber eben den notwendigen Mut aufbringen will.
  4. Deutlich wird auch, dass es/er sich aber sicher ist, dass es sich um eine Frage der Vernunft handelt, die auch eine gewisse Garantie für den Erfolg mit sich bringt.


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