Juli Zeh, "Corpus delicti": Was ist das zentrale Problem in dem Roman?

1. Es handelt sich um eine Gesundheitsdiktatur, die unter dem Begriff der "Methode" betrieben wird.
2. "Methode" ist die Bezeichnung für all die Regelungen, die getroffen worden sind, damit die Bevölkerung möglichst gesund bleibt.
3. Dabei wird extrem in die Freiheitsrechte eingegriffen. D.h., damit möglichst alle gesund bleiben muss der Einzelne viele Dinge tun, zum Beispiel ständig seine Daten übermitteln.
4. Und wenn er mal nicht genügend Sport getrieben hat oder gar raucht, wird er zur Rechenschaft gezogen.
5. Wenn man mal von der Übersteigerung der Beschreibung im Roman absieht, die bis zum Einfrieren Uneinsichtiger und damit Gefährlicher reicht, gibt es natürlich Parallelen zur Gegenwart.
6. Denn auch heute hat sich das Prinzip durchgesetzt, dass möglichst keiner an einem Virus sterben soll. Um das Ziel zu erreichen werden vom Staat maximale Einschränkungen von Grundrechten bei der gesamten Bevölkerung vorgenommen.
7. Das ist ein Prinzip, das man nachvollziehen kann.
8. Ob das alle Menschen gut finden, ist eine andere Frage. Früher sagte man, dass zum Leben ein gewisses Risiko dazugehört und jeder im Prinzip für sich selbst sorgen soll.
9. Natürlich muss es allgemeine Regelungen geben, aber dass der Staat sich in jedes kleine Detail des Lebens einmischen darf, war früher unvorstellbar.
10. Aber die Zeiten ändern sich eben und dann werden andere Prioritäten gesetzt. und in dem Roman wird es eben auf die Spitze getrieben. In unserer heutigen Realität kann man nur hoffen, dass sich eine Politik durchsetzt, die abwägt zwischen der Gefahr für den Einzelnen und Gefahren für das Zusammenleben in der Gesellschaft und die Freiheitsrechte des Einzelnen.
11. Vor diesem Hintergrund ist der Roman eine sehr gute Grundlage, um Diskussionen um das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit auszulösen - ganz gleich, zu welchem Ergebnis man kommt.