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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



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Texte überarbeiten - ein Plädoyer für die Praxis

  • Eine wichtige Aufgabe im Deutschunterricht spielt auch die Überarbeitung von Texten.
  • Hier sollte man den Schülern zunächst einmal klarmachen (und es sich auch von ihnen klarmachen lassen), in welchen Situationen so etwas überhaupt auf sie zukommt.
  • Relativ schnell ist klar, dass das eben im Deutschunterricht an vielen Stellen eine Rolle spielt, etwa beim Verfassen einer Inhaltsangabe in der 7. Klasse oder beim Schreiben einer Facharbeit in der Oberstufe.
  • Unserer Meinung nach sollte man  dazu keine eigene Unterrichtsreihe machen, sondern das in den normalen Unterricht integrieren:
  • Da hat jemand ein Protokoll geschrieben - und man fragt die Schüler, was sie davon halten. Dann wird z.B. deutlich, dass da die Rede davon ist, dass über ein Thema geredet worden ist - aber es werden keine Ergebnisse genannt.
  • Oder es geht um eine Inhaltsangabe - und es taucht die Frage auf, wie man ein wichtiges Zitat aus dem Text einbringt, ohne wörtliche Rede zu gebrauchen.
  • Oder es geht um eine Gedichtanalyse und die Frage, inwieweit dort auch das persönliche Verständnis des Textes eine Rolle spielt.
  • Die Vorteile dieser Vorgehensweise sind:
  • Zum einen ist jeweils klar, dass da eine Überarbeitung im Sinne von Optimierung wirklich nötig bzw. sinnvoll ist.
  • Zum anderen wird es immer wieder ganz selbstverständlich geübt.
  • Natürlich geht es auch um grundsätzliche Dinge, die dabei angesprochen und im Gedächtnis verankert werden sollten:
  • Die Bedeutung von Vorgaben, die etwa bei einer Inhaltsangabe zu beachten sind.
  • Aber auch die Offenheit mancher Lösungsentscheidungen: Ist es sinnvoll in einer Inhaltsangabe dem Handlungsverlauf zu folgen oder kann man auch einen Überblick geben, bei dem man schon vom Ende ausgeht. Ein berühmtes Beispiel ist Dürrenmatts Roman "Der Richter und sein Henker":
  • Da kann man zum einen der Handlung folgen und erst am Ende kommt die Auflösung, die eigentlich alles Vorangehende in einem neuen Licht erscheinen lässt.
  • Oder aber schreibt man eine Inhaltsangabe, die alle Teile gewissermaßen vom Ende her betrachtet.
  • Zu den offenen Fragen gehört auch die Länge bzw. die Ausführlichkeit einer Inhaltsangabe: Wovon hängt das ab? Welche Spielräume gibt es da?
  • Wie genau muss, darf ein Bericht sein?
  • usw.
  • Am wichtigsten erscheint uns neben der natürlichen Einbindung von Überarbeitungsprozessen in die Behandlung ganz anderer Themen auch das Schaffen von Motivation dafür. Man bespricht also die Textsorte Protokoll und orientiert sich dann zum Beispiel an einer guten Vorlage, versucht die nachzuahmen und überlegt, an welchen Stellen man es auch anders machen könnte.
  • Dann aber taucht bei Schülern die Frage auf, wo es auch im nicht-schulbezogenen Bereich Überarbeitungsnotwendigkeiten gibt. Übrigens ist das auf den Unterricht bezogen. Es gibt aber auch viele Situationen im Leben eines Schülers, wo er sprachlich Farbe bekennen und möglichst erfolgreich sein will.
  • Es gibt so eine Art Klassenrat, wo gemeinsam Probleme besprochen werden - und da möchte jemand, dass man anders mit ihm umgeht. Er möchte das aber nicht vortragen, sondern bittet einen anderen, ihm zu helfen, das gut zu formulieren.
  • Oder es geht um einen Wandertag oder eine Klassenfahrt, wo man ein bestimmtes Ziel favorisiert.
  • Oder man soll erklären, warum man etwas gemacht hat oder auch nicht.
  • Oder es ist eine kleine Rede im Schülerrat vorzubereiten, in der man eine Idee vorbringt.
  • Oder man ist mit einer Note nicht einverstanden und überlegt sich, wie man das dem Lehrer so sagen kann, dass er nicht gleich auf Widerstand schaltet.
  • ---
  • Kommen wir nun zu Texten, die außerhalb der Schule eine Rolle spielen und in denen es auch sinnvoll sein kann, einen Text noch mal zu überarbeiten  oder sich dabei beraten zu lassen.
  • Z.B. ein Aushang an der Tür des Vereinsheims, ob es Leute gibt, die Lust haben, etwas ganz Bestimmtes gemeinsam zu machen.
  • Oder aber man überlegt sich, wie man die eigene Absage formuliert. Man hatte etwa versprochen, beim Aufräumen zu helfen - und jetzt soll man eine SMS schreiben, in der man gut erklärt, warum man verhindert ist.
  • Oder die Freundin möchte wissen, wie es mit dem Lieblingssong aussieht - und man weiß, dass die sich nicht mit der Nennung eines Titels begnügt, sondern wissen will, warum man ihn mag.
  • Oder es geht Vorschlag, den man irgendwelchen Leuten in seinem Umfeld machen will. Der wird zwar mündlich vorgetragen, aber es könnte hilfreich sein, das vorher schon zu formulieren.
  • Vielleicht ist man auch im Social Media Bereich unterwegs und da will man jemandem, der unnötig rumpöbelt, auf nette Art und Weise sagen, dass er das lieber lassen sollte.
  • Pro und Contra Checklisten:
  • Checklisten sind grundsätzlich hilfreich, wenn dort gemeinsam besprochene und verstandene Kriterien bzw. Vorgaben stehen, die immer wieder in Erinnerung gerufen werden können.
  • Sie sollten möglichst mit den Schülern gemeinsam erstellt werden. Ggf. kann man ihnen auch unterschiedliche Checklisten geben - dann sehen sie gleich, dass es nicht nru eine Vorgabe-Wahrheit gibt. Wenn dann verglichen und gemeinsam ausgewählt wird, fühlen sich Schüler stärker mitverantwortlich als Akteure des eigenen Umgangs mit dem zu lernenden Stoff.
  • Ggf. kann eine Checkliste auch aus einem oder mehreren guten Beispielen induktiv herausgearbeitet werden.
  • Hilfreich kann besonders bei umfangreichen Checklisten sein, wenn unterschieden wird zwischen Wichtigkeiten unterschiedlichen Grades.
  • Problematisch werden Checklisten, wenn sie zu wenig erklärt worden sind - möglichst an Beispielen. Oder sie sind zu umfangreich und die Elemente wurden nicht nach Wichtigkeit sortiert.
  • Auf jeden Fall sollten Schüler angeleitet werden, das Wesen einer Textsorte aus ihrem Funktionszusammenhang heraus zu verstehen und sich nicht unnötig an formalen Checklisten orientieren.
  • Allgemein könnte man sagen: Checklisten sind was für Piloten, die nichts vergessen dürfen, damit die Passagiermaschine heil am Ziel ankommt. Der Umgang mit Texten sollte offener sein und Spielräume deutlich machen.
  • Eins ist beiden Beispielen aber gemeinsam: Entscheidend sind die Ziele, die man mit den Texten verfolgt - und die sind beim Fliegen völlig anders als beim Umgang mit Sprache.
  • Problem der Kompetenz der Feedback-Gebenden
  • Bei der Kompetenz geht es hier primär um inhaltliche Kompetenz. Soweit Überarbeitungshinweise mündlich gegeben werden, spielt die sprachliche Darstellung erst mal keine große Rolle. Schwieriger wird es, wenn Vorschläge gemacht werden, die neue sprachliche Probleme aufweisen. Die können aber in einem guten Klima sicher leicht behoben werden.
  • Wichtig ist bei Kritik immer, dass sie konstruktiv ist und möglichst rücksichtsvoll formuliert wird. Hier kann es für Schüler entlastend sein, wenn nicht zwangsweise die Rollen immer auch öffentlich getauscht werden und deutlich gemacht wird, dass es hier um eine sehr spezielle Kompetenz geht. Jemand, der das nicht so gut kann, kann dafür im Bereich des Kreativen und Spontanen um Längen besser sein.

Auswertung eines Kapitels aus einem Buch von Martin Fix

Im Folgenden präsentieren und kommentieren wir einige Grundgedanken, die sich im Kapitel 3.5.2. des Buches

"Texte schreiben. Schreibprozesse im Deutschunterricht", 2. Auflage, Schöningh-Verlag 2008

von Martin Fix befinden.


Es geht dabei um "Kriterien für die lernerorientierte Textanalyse".

  • Zunächst einmal wird auf das grundsätzliche Problem der Beurteilung der Richtigkeit beziehungsweise Qualität von Schülertexten eingegangen. Dafür wird darauf hingewiesen, dass das sehr unterschiedlich ausfallen kann. Auf jeden Fall ist eine entscheidende Frage, welche Kriterien man voraussetzt.
    Wir ergänzen das nur durch den Hinweis, dass die Korrektur eines geschriebenen Textes eben auch ein hermeneutischer Prozess ist, der in einer Art "hermeneutischer Spirale" im Idealfall zu einer Horizontverschmelzung erst mal zwischen Schreiber und Leser führt. Darauf aufgesattelt ist ein weiterer Kommunikationsprozess, nämlich der zwischen dem Leser als Beurteiler und den Vorgaben bzw. Kriterien.
    Videolink
    Sehr bedauerlich ist, dass sich im normalen Unterricht noch nicht die Einsicht durchgesetzt hat, dass der Verstehensprozess der ersten Stufe zum Beispiel durch gliedernde Überschriften unterstützt werden kann.
    Siehe dazu das Youtube-Video:
    https://youtu.be/VDofkr0TYCo
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  • Wichtig ist dem Verfasser die Unterscheidung zwischen zwei Grundkategorien:
  1. Zum einen ist da die sprachsystematische Richtigkeit der Lösung, wozu auch Grammatik oder Rechtschreibung gehören,
  2. zum anderen die Angemessenheit.
    Einmal geht es also eher um Oberflächenphänomene, zum anderen um die eigentliche inhaltliche Lösung.
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  • Klar erkannt wird das Spannungsverhältnis zwischen einer ausgefeilten Checkliste, deren Nutzung einen hohen Zeitaufwand bedeutet, und einer Beurteilung, die sich gleich mehr dem Kern der Lösung zu wendet und eine Art Gesamtschau verwendet.
    Man könnte auch hier an den Grundsatz denken: "Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile."
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  • Für die Bewertungskriterien gibt es nach Fix drei Anforderungsbereiche.
  • Da ist zum Beispiel einmal die Validität, also die Gültigkeit. Das ist die Frage, ob man wirklich die richtigen Sachen misst.
  • Zum zweiten ist da die Realität, die Zuverlässigkeit. Das ist die Frage, ob die bei jeder anderen wissenschaftlichen Untersuchung die entsprechende Bewertung überall auf die gleiche Weise zum gleichen Ergebnis kommt.
    Weiter unten wird ausgeführt, dass das bei der Bewertung von Arbeiten im Fach Deutsch in besonderer Weise nicht exakt erreicht werden kann.
  • Und schließlich ist da die Objektivität, also das Absehen von subjektiven Einschätzungen bei der Bewertung.
    Dazu gehört vor allem das Lehrerproblem, dass man beim Aufschlagen einer Klausur in der Regel den Schüler vor Augen hat und damit auch gewisse Vorerwartungen. Und nichts ist schwerer als deren Überprüfung bzw. Infragestellung.
  • Hier sei noch auf situative Einflussfaktoren bei der Bewertung verwiesen:
    Neben der Gefahr von Sympathien und Antipathien oder auch Voreinschätzungen oder auch der Tagesstimmung des Lehrers können Probleme die etwa durch die Reihenfolge der Bewertung entstehen. Hier kann es sein, dass man am Anfang strenger urteilt und dann im Laufe der Zeit nachsichtiger wird. Eine Rolle spielt auch die Abfolge der Korrekturen. Nach einer besonders schlechten Arbeit ist man als Lehrer natürlich froh, wenn man dann eine zumindest mittelmäßige vorfindet und siedelt die möglicherweise im Leistungsspektrum weiter oben an.
  • Sehr ernst nehmen sollte man vor diesem Hintergrund die zusammenfassende Feststellung auf Seite 198, "dass eine objektive und vergleichbare Bewertung zwar anzustreben ist, aber ein unerreichbares Konstrukt bleibt."
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  • Sehr positiv kann vermerkt werden, dass der Verfasser bei einem "eher technischen Verständnis der Leistungsbeurteilung", wie sie heute durchgängig die Bewertung der Abiturarbeiten auszeichnet nach einem bestimmten Punktesystem Probleme sieht.
    Das wird dort besonders zum Problem, weil die Aufgaben-Ersteller natürlich nicht wissen, was konkret vor Ort im Einzelnen gemacht worden ist. Eine Lösung könnte ein einheitliches Lehrbuch sein, aber das wiederum würde die vorhandenen pädagogischen Spielräume unnötig einengen.
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  • In diesem Zusammenhang wird ein ganz entscheidendes Problem auch angesprochen, nämlich das Verhältnis von Vorbereitung einer Arbeit und ihrer Bewertung. Die These, dass der eine Deutschlehrer eine Arbeit als sehr gut bezeichnet und der andere als mangelhaft, bleibt so lange natürlich wenig überzeugend, solange nicht die Vorbereitung der Arbeit und die gegebenen Hinweise mit einbezogen werden.
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  • Sehr positiv ist der Hinweis darauf, dass deshalb Fremdbewerter sich eher nur als Korrektiv verstehen sollten, nicht aber als in gleicher Weise als qualifizierte Basisbewerter.
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  • Interessant ist der Hinweis auf Seite 199, "dass die Übereinstimmung mit anderen Beurteilern umso größer ist, je globaler der Zugriff ist." Das deckt sich mit Erfahrungen aus dem Bereich des mündlichen Abiturs, wo in der Regel keine detaillierten Checklisten bei der Bewertung und Notenermittlung abgearbeitet werden können und deshalb sehr stark von einem allgemeinen Eindruck ausgegangen wird, der dann im Gespräch zwischen den Prüfern ausdifferenziert und harmonisiert wird.
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  • Ebenfalls kann man gut nachvollziehen, dass erfahrene Lehrer eher in der Lage sind, zutreffende Beurteilungen auch auf der Basis eines allgemeinen Eindrucks abzugeben, während nicht so erfahrene Lehrer verständlicherweise in höherem Maße auf ausdifferenzierte Kriterienlisten angewiesen sind. Diese wiederum sind allerdings auch eine große Hilfe, wenn ein allgemeiner Beurteilungseindruck möglichst überzeugend an Eltern und Schüler weitergegeben werden soll.
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  • Zu beachten ist auch der Hinweis, dass bei der Bewertung von Schülerleistungen bei manchen Texten relativ feste normative Vorgaben existieren, während zum Beispiel beim Essay oder einem Kommentar oder gar fiktiven Texten dem Schreiber mehr Freiheiten eingeräumt werden müssen.



Kompetenzen, die man als "Überarbeiter" haben sollte

  1. Erstens muss man lesen und verstehen können, was der andere geschrieben hat.
  2. Dabei sollte man auch merken, wenn etwas nicht ganz klar oder sprachlich richtig formuliert worden ist.
  3. Dann muss man das, was geschrieben worden ist, mit den Vorgaben abgleichen, die es zum Beispiel für Inhaltsangaben gibt.
  4. Schließlich muss man noch Ideen haben, wie man das denn eben entsprechend den Vorgaben auch noch besser anpassen könnte
  5. Und ganz am Ende muss man auch noch ein bisschen psychologisch gut sein und das dem anderen so beibringen, dass er erstens nicht verletzt ist und zweitens nicht so viel Widerstand leistet.



Wer noch mehr möchte

  • Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier.
  • Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.



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