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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



Fallersleben, "Michel-Enthusiast"

Das Reisegedicht "Michel-Enthusiast" von Hoffmann von Fallersleben

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben


Michel-Enthusiast


(1)

Es reist so mancher Philister

Ins Land Italia,

Auf dass er nachher sich rühme:

Auf Ehr’, auch ich war da!

  • Das Gedicht beginnt mit einer Feststellung, die zwei Dinge deutlich macht:
  • Es geht um Philister. Das ist im 19. Jahrhundert die Bezeichnung für Leute gewesen, die innerlich wenig zu bieten hatten, dafür umso mehr auf das Äußerliche achteten.
  • Außerdem geht es um Italien und damit verband man zur gleichen Zeit vor allem die Klassik und ihre Kunst und Kultur.
  • Im zweiten Teil der ersten Strophe wird dann deutlich, dass es diesen Menschen aber nicht darum geht, sondern nur um den Ruhm beziehungsweise die Ehre, in diesem Land auch gewesen zu sein.
  • Als Leser ist man gespannt, was aus diesem Missverhältnis im weiteren Verlauf des Gedichtes wird.

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(2) Zwar hat er des Ärgers nicht wenig

Und manchen großen Verdruss,

Und teuer muss er erkaufen

Den hochgepriesnen Genuss.

  • Die zweite Strophe macht dann das Missverhältnis deutlich
  • zwischen den realen Unannehmlichkeiten, die mit Italien verbunden sind,
  • und dem "hochgepriesenen Genuss".
  • Hier wird also noch einmal Bezug genommen auf die erste Strophe und schon mal deutlich gemacht, dass das hohe Ziel, das man sich gesetzt hat, teuer bezahlt wird.
  • Was aber genau das Negative ist, bleibt in dieser Strophe noch unklar.

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(3) Doch nur ein deutscher Philister,

Der achtet nicht Hitz' und Durst,

Nicht Maut und Passbeschwernis,

Es ist ihm alles Wurst.

  • Diese Strophe präsentiert wiederum zwei Aussagen.
  • Zum einen erfährt man genauer, um was für Unannehmlichkeiten es sich handelt. Hier werden insgesamt vier Elemente aufgezählt,
  • die ersten beiden hängen mit dem Klima zusammen,
  • die anderen beiden mit den Besonderheiten des Reisens in fremde Länder zur damaligen Zeit.
  • Die zweite Aussage nimmt die Gruppe der Philister negativ ins Visier. Sie macht an einem drastischen Bild deutlich, dass es diesen Philister eben um nichts Wesentliches geht, sondern eher um äußere Dinge.

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(4) Trotz glühendem Scirocco,

Trotz drückendem Sonnenschein

Spaziert er zu allen Ruinen,

Zu allen Villen hinein.

  • Diese Strophe nimmt noch einmal negative Elemente des Klimas auf und verbindet das mit einer Art der Wahrnehmung von Kunst und Kultur, die nichts mit Goethes "Anverwandlung" zu tun hat.
  • Es geht also nicht darum Dinge wirklich in sich aufzunehmen und sie zu einer inneren Bereicherung werden zu lassen, sondern es geht um einen Spaziergang, den man mal eben so unternimmt, ohne dass sich dabei etwas Bedeutendes ergibt.

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Er geht in alle Kirchen,

In alle Galerien,

Und lässt sich vom Servidore

Wie ein Bär am Seile ziehn.

  • Diese Strophe geht noch mal auf die Besonderheit dieser angeblichen Kulturreise ein.
  • Man klappert zwar alle Sehenswürdigkeiten ab, wird aber eigentlich nur von etwas Fremdem angezogen. D.h.: nicht man selbst und das eigene Interesse und die eigene Wahrnehmung bestimmen den Umgang mit den Kunstschätzen, sondern das, was man vom Reiseführer präsentiert bekommt.
  • Interessant ist der Vergleich mit einem Bären. Diese Tiere galten zu der Zeit als stark, aber auch echt dumm. Man denke etwa an die Formulierung: "jemandem einen Bären aufbinden", also ihm etwas Falsches präsentieren".

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Noch spät am Abend besteigt er

Ganz müde die steilsten Höhn

Und spricht vom Schweiße triefend:

Italien ist doch schön!

  • Die letzte Strophe erscheint auf den ersten Blick etwas schwach. Es geht hier nämlich gar nicht mehr um Kunst und Kultur, sondern nur noch um eine allgemeine Anstrengung, die außer Schweiß und der scheinbaren Bestätigung des Ausgangsinteresses ("Italien ist doch schön.") nichts bringt.
  • Gerade diese Entfernung vom eigentlichen Ziel hinein ins Belanglose verstärkt aber die Aussage des Gedichtes, das hier eigentlich nichts Wesentliches von dem erreicht wird, womit man sich eigentlich rühmen möchte.

Wer noch mehr möchte



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