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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)



Wir versuchen es vor allem mit Bildern - aber natürlich auch mit verständlichen Texten.



Goethe, "Frühzeitiger Frühling"

Goethe, "Frühzeitiger Frühling"

Frühzeitiger Frühling

  • Der Titel setzt schon einen wichtigen Akzent, es geht nicht nur um eine bestimmte Jahreszeit, sondern in diesem Fall um eine wunderschöne Jahreszeit die anscheinend besonders früh kommt.

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Tage der Wonne,

Kommt ihr so bald?

Schenkt mir die Sonne,

Hügel und Wald?

  • Die Überschrift hilft, die erste Strophe sofort richtig einzuordnen. Denn das lyrische Ich stellt zunächst fest, dass es Anzeichen für Tage der Wonne gibt, und fragt sich jetzt, ob das ein Zeichen wirklich dafür ist, dass die schöne Zeit in dem entsprechenden Jahr besonders früh kommt.
  • Die Frage wird in der zweiten Hälfte der Strophe dann mit einer Bitte verbunden, dem lyrischen Ich das zu geben, was es sich in dieser Situation am meisten wünscht, es geht natürlich um Sonne, dann aber auch um eine bestimmte Art von Natur, die hier durch Hügel und Wald repräsentiert wird.

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Reichlicher fließen

Bächlein zumal.

Sind, es die Wiesen?

Ist es das Tal?

  • Die zweite Strophe beginnt dann wieder mit einer Feststellung, die sich auf die schöner werdende Umgebung bezieht.
  • Nicht ganz klar ist dann die zweite Hälfte der Strophe, hier kann man vielleicht ergänzen, dass das lyrische ich sich fragt, wovon es am meisten beeindruckt und begeistert ist, von den Wiesen oder eben auch von einem Tal.

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Blauliche Frische!

Himmel und Höh'!

Goldene Fische

Wimmeln im See.

  • Die nächste Strophe versucht, auf originelle Art und Weise die Atmosphäre das Wetter zu beschreiben. Typisch für die Jahreszeit geht es noch um Frische, aber eben verbunden mit einem blauen Himmel, was diese Zeile mit dem Wunsch nach Sonne verbindet.
  • Interessant ist das Adjektiv "blauliche", das zumindest für uns heute einen Neologismus darstellt, auf jeden Fall versucht Goethe, seinen Eindruck auf eine besondere Art und Weise zu beschreiben.

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Buntes Gefieder

Rauschet im Hain;

Himmlische Lieder

Schallen darein.

  • Die nächste Strophe wendet sich dann den Tieren und wohl besonders den Vögeln zu.
  • Das wird ergänzt durch die Vorstellung von Liedern, die das lyrische Ich entweder im Gesang der Vögel zu hören vermeint oder aber auch möglicherweise direkt von Menschengruppen hört.

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Unter des Grünen

Blühender Kraft

Naschen die Bienen

Summend am Saft.

  •  Die nächste Strophe ist dann ein Beispiel für genaueres Hinsehen.
  • Man kann sich regelrecht vorstellen, wie eine Filmkamera jetzt in die Details geht und in diesem Falle eben zwischen den grünen Blättern und den ersten blühenden Pflanzen auch Bienen entdeckt, die sich hier ihre Nahrung holen.

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Leise Bewegung

Bebt in der Luft,

Reizende Regung,

Schläfernder Duft.

  • In der nächsten Strophe zieht sich das lyrische Ich wieder mehr auf sich selbst zurück.
  • Es achtet auf die umgebende Luft, empfindet sie als etwas Reizendes, was wohl die Lebenskräfte in Gang setzt.
  • Parallel dazu aber liegt auch für das lyrische Ich ein Duft in der Luft, der etwas Einschläferndes hat,
  • was hier vor allem wohl Beruhigung, Entspannung ausdrücken soll.

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Mächtiger rühret

Bald sich ein Hauch,

Doch es verlieret

Gleich sich im Strauch.

  • In der nächsten Strophe setzt sich dann das genaue Beobachten fort.
  • Hier nimmt das lyrische Ich eine besondere Bewegung der Luft wahr,
  • die zunächst Bewegung verursacht, die dann aber auch wieder verebbt.

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Aber zum Busen

Kehrt er zurück.

Helfet, ihr Musen,

Tragen das Glück!

  •  Die folgende Strophe kann in Verbindung mit der vorangehenden gesehen werden.
  • D.h., der wahrgenommene Hauch löst auch etwas im Inneren des lyrischen Ichs aus.
  • Das mündet dann in die Bitte an die Musen, dass dieses Glück noch länger bestehen bleibt.
  • Wenn man die Musen mit Kunst und Kreativität verbindet, ist hier möglicherweise gemeint, dass das lyrische Ich, das, wenn man den Verfasser einbezieht, ein Dichter ist, den Erfahrungen und Empfindungen allein schon durch das Schreiben und entsprechende Gestalten eine längere Dauer verleiht.

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Saget, seit gestern

Wie mir geschah?

Liebliche Schwestern,

Liebchen ist da!

  • Ähnlich wie in dem Eichendorff-Gedicht "Liedchen" oder auch "Glück"
    https://www.einfach-gezeigt.de/eichendorff-liedchen-gl%C3%BCck
    wird in der letzten Strophe geklärt, was (zumindest auch) zu der intensiven Wahrnehmung des frühzeitigen Frühlings beigetragen hat, nämlich die mit der Liebe verbundene innere Sensibilität und Aufnahmefähigkeit.
    

Aussage / Intentionalität - künstlerische Mittel

Insgesamt zeigt das Gedicht

  1. die frohe Erwartung, dass ein außergewöhnlich früher Frühlingsbeginn auch stabil ist.
  2. Es folgen verschiedene Bereiche bzw. Assoziationen, die das lyrische Ich mit der Natur im Frühling verbindet.
  3. Letztlich mündet aber alles im lyrischen Ich selbst, seiner Freude darüber, dass das "Liebchen" da ist.
  4. Die Eigenart des Gedichtes besteht im Spannungsbogen zwischen er vorsichtigen Wahrnehmung des Frühlingsbeginns hin zur Übertragung des Grundes für die gute Stimmung auf die Anwesenheit des Liebchens.
  5. Dazwischen wird ein breites Panorama von Situationen und Bereichen geboten, die dem guten Gefühl gewissermaßen eine direkte Wahrnehmungsgrundlage in der Natur verschaffen - denn das Liebchen ist ja aktuell körperlich anscheinend nicht da - denn in der Situation entstehen auch bei versierten Dichtern in der Regel keine Gedichte - es gibt dann andere Möglichkeiten, seine Gefühle auszudrücken oder auch auszuleben.

Wer noch mehr möchte

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